Freitag, 20. Januar 2017

[Rezension] Little Brother von Cory Doctorow

Titel: Little Brother
Band: 1
Autor: Cory Doctorow
Genre: Science Fiction
Erscheinungsdatum: 01.11.2011
Seiten: 496
Verlag: rororo
Format: Taschenbuch
ISBN-13: 978-3-499-25782-7
Originalpreis: 9,99€

Klappentext: 
Terroristen sprengen die Oakland Bay Bridge in die Luft. Der begeisterte Gamer Marcus ist mit seinen Freunden zur falschen Zeit am falschen Ort und gerät in Verdacht. Tagelang werden sie verhört und schikaniert. Als Marcus freikommt, hat sich San Francisco in einen Überwachungsstaat verwandelt: Jeder Bürger – ein potenzieller Terrorist. Menschenrechte – zweitrangig. Freiheit – ein «Sicherheitsrisiko». Mit Hilfe subversiver neuer Medien organisieren er und seine Freunde sich zu einer «Gamer-Guerilla» – ihr Ziel: die Regierung stürzen. 

Meinung: 
Das Cover des Romans ist leider nicht sehr aussagekräftig, aber weckt durch das schrille Rot Aufmerksamkeit. Die Geschichte hinter dem Auto ist tatsächlich gar nicht so uninteressant. Er engagiert sich für den Datenschutz, was sich auch in seinem Roman widerspiegelt. Gleichzeitig hat er seine Romane unter der Creative-Commons-Lizenz herausgegeben. Interessant dabei ist auch, dass der zweite Band der Reihe von Heyne publiziert wurde. Die Kurzbeschreibung des ersten Bandes trifft den Plot so ziemlich auf den Kopf und erzeugt auf jeden Fall Spannung.

Zunächst beginnt die Handlung eher gemächlich, aber das ändert sich bereits nach den ersten dreißig Seiten. Der Protagonist wird sehr schnell extremen Situationen ausgesetzt und fast gebrochen. Das wirkte aber nicht überzogen, sondern passte zur Geschichte und den Ereignissen darin. Denn im San Francisco dieses Romans geht es nach der Sprengung der Bay Bridge nur noch um eines: Terroristen finden. Um welchen Preis auch immer. Der Protagonist ist sehr computeraffin und dadurch vertraut mit den Möglichkeiten sich vor Datenraub zu schützen. Dies erklärt er auch immer wieder auf verschiedene Arten und die Stellen hätten durchaus interessant sein können, wenn sie nicht so ausschweifend wären. Mir persönlich fiel es schwer alles im Detail zu verstehen, daher hätte es auch gereicht die Grundelemente zu erklären. Ein Beispiel ist hierbei das Web of Trust. Der Name erklärt schon grob, was es bedeuten könnte: Ein Netz des Vertrauens. Anstatt aber nur grob zu erklären, dass man mit dieser Methode verschlüsselt kommunizieren kann und die Methodik kurz anzureißen, palavert Marcus erst einmal ein paar Seiten darüber. Auch gibt er einen langen Einblick über seine LARPER-Vergangenheit, die an sich spannend war und in den Kontext passt, aber da man unvorbereitet hineingeworfen wurde, hat sich auch diese Stelle etwas zäh gelesen. Marcus‘ Verhalten an sich fand ich gegen Ende des Romans ohnehin etwas fragwürdig. Das Thema an sich war faszinierend und spannend, aber leider konnte das Buch nicht richtig packen, was aber vor allem an der ganzen Handlung drum herum inklusive der ganzen langatmigen Erklärungen liegt. Das Ende war etwas ernüchternd. Einerseits fand ich es gut, weil es weder ein Happy End noch ein Katastrophenende hatte, aber Marcus bekommt schon kurz davor die Gelegenheit zu tun, was nötig ist. Aber anstatt das zu tun, macht er etwas völlig Anderes, was gar keinen Sinn ergeben hat.

Der Ich-Erzähler Marcus ist ein gleichzeitig tapferer, aber auch sehr egoistischer Protagonist. Man hat immer wieder das Gefühl, dass er gar nicht an andere denkt. Er will zwar etwas bewegen – und das ist an sich bewundernswert – aber oft denkt er überhaupt nicht über die Konsequenzen nach. Zudem ist er auch noch sehr stur und muss einfach gegen alles anrennen, ob er nun davon profitiert oder nicht. Es gab eigentlich gar keinen Charakter, den ich so richtig mochte, aber dafür sind die verschiedenen Beziehungen zwischen den Charakteren etwas zu offensichtlich gehalten. Die einzige Ausnahme dabei war vielleicht Ange, bei der sich meine Vermutung nicht bestätigt hat. Alles in Allem wurden dennoch Figuren gezeichnet, die man sich vorstellen kann.

Doctorows Schreibstil war nicht ganz mein Fall. Er liest sich ein bisschen schwerfällig und plump, tritt dadurch aber auch in den Hintergrund und hilft, sich auf die Handlung und Erklärungen zu konzentrieren. Die Ich-Perspektive las sich recht flüssig und lässt einen Marcus‘ Gedanken aus erster Hand erfahren. Das wird dadurch bestärkt, dass er innerhalb des Romans den Leser direkt anspricht. 

Das Thema Datenschutz wird in „Little Brother“ auf interessante Art angesprochen und dabei überspitzt umgesetzt, was die Brisanz des Themas verdeutlicht. Gleichzeitig kann die Handlung nicht richtig packen und plätschert nur vor sich hin. Eine wirkliche Gefahr spürt man nur unmittelbar am Anfang und Ende und Marcus scheint auch der einzige zu sein, der sich für den neuen Überwachungsstaat wirklich interessiert und ihn verhindern will. Der Roman ist in sich abgeschlossen.

Fazit: 
„Little Brother“ beschäftigt sich mit einer auch heute noch aktuellen Thematik und kann diese auf spannende Art verdeutlichen. Als Roman hat der Plot leider einige Schwächen, die vor allem das Ende ausbremsen.

Gesamt: 3/5

Inhalt: 3/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 3/5
Schreibstil: 2/5

Reihe:
Band 1: Little Brother
Band 2: Little Brother - Homeland

2 Kommentare:

Martin hat gesagt…

Hallo Diana,

das ist ja echt schade. Das Buch hätte mich interessiert. Aber wenn es so vor sich hintröpfelt bei der Handlung, das mag ich gar nicht.

Gruß Martin

Gwee hat gesagt…

Huhu Martin!

Ja, ich war am Ende auch ziemlich enttäuscht. Dabei hatte es wirklich Potenzial, aber es bringt auch nichts, wenn man ein Buch mit genialer Thematik schreibt und es dann nicht schafft, die Handlung drumherum gut zu präsentieren.

Liebe Grüße,
Diana

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