Samstag, 9. September 2017

[Was lernen wir daraus?] Die Tribute von Panem von Suzanne Collins

Oft wird Lesern von Trivialliteratur Anspruchslosigkeit vorgeworfen. Natürlich hat ein „Harry Potter“ nicht den gleichen literarischen Status wie ein „Faust“ oder „Krieg und Frieden“. Dennoch stelle ich die gewagte These auf, dass man aus jeder Literatur ihren Nutzen ziehen kann. Das muss aber nicht immer so offensichtlich sein. Und es kann auch unterhaltsam sein, gerne sogar. Jedes Buch hat seine Lehren. Nur weil ein Buch glitzernde Vampir enthält, muss es ja nicht Schund sein, nur weil es vielleicht keine hochgebildeten Themen bespricht oder eine außergewöhnliche Sprache nutzt. 

Heute im Gespräch:

Reihe: Die Tribute von Panem
Bände: 3
Autor: Suzanne Collins
Genre: Dystopie
Verlag: Oetinger 
Meine Rezensionen:
Tödliche Spiele
Gefährliche Liebe
Flammender Zorn

Kurzbeschreibung: 
Überwältigend! Von der Macht der Liebe in grausamer Zeit ... 

Nordamerika existiert nicht mehr. Kriege und Naturkatastrophen haben das Land zerstört. Aus den Trümmern ist Panem entstanden, geführt von einer unerbittlichen Regierung. Alljährlich finden grausame Spiele statt, bei denen nur ein Einziger überleben darf. Als die sechzehnjährige Katniss erfährt, dass ihre kleine Schwester ausgelost wurde, meldet sie sich an ihrer Stelle und nimmt Seite an Seite mit dem gleichaltrigen Peeta den Kampf auf. Wider alle Regeln rettet er ihr das Leben. Katniss beginnt zu zweifeln - was empfindet sie für Peeta? Und kann wirklich nur einer von ihnen überleben? 

Und was lernen wir daraus? 

1. Manchmal tritt man mit einem kleinen Stein eine ganze Lawine los.
2. Manchmal kann man das Schicksal nicht aufhalten.
3. Oft sehen andere Menschen uns viel positiver als wir selbst es tun.
4. Mache niemals ein Feuer, wenn Mörder umherschleichen.
5. Charisma ist eine stark unterschätzte Fähigkeit und kann einen durchaus durchs Leben mogeln.
6. Manchmal kann man nicht jedem helfen.
7. Manchmal weiß man selbst gar nicht, dass oder wie sehr man jemanden liebt.
8. Wir alle haben jemanden oder etwas, für den oder das wir alles tun würde.
9. Die offensichtlichsten Dinge sind oft am schwierigsten zu erkennen.
10. Der Überlebensinstinkt ist der ureigenste Instinkt des Menschen.
11. Gemeinsam kann man viel erreichen.
12. Manche Lügen können zu Wahrheiten werden.
13. Wenn man am glücklichsten ist, kann man am tiefsten fallen.
14. Sich bei Gewitter neben einen hohen Baum zu stellen ist nicht unbedingt die beste Idee.
15. Freundschaften können aus den ungewöhnlichsten Gründen und unter den ungewöhnlichsten Umständen entstehen.

Freitag, 8. September 2017

[Gesellschaftskritische Gedanken] Die Tribute von Panem von Suzanne Collins

Reihe: Die Tribute von Panem
Bände: 3
Autor: Suzanne Collins
Genre: Dystopie
Verlag: Oetinger 
Meine Rezensionen:
Tödliche Spiele
Gefährliche Liebe
Flammender Zorn

Kurzbeschreibung: 
Überwältigend! Von der Macht der Liebe in grausamer Zeit ... 

Nordamerika existiert nicht mehr. Kriege und Naturkatastrophen haben das Land zerstört. Aus den Trümmern ist Panem entstanden, geführt von einer unerbittlichen Regierung. Alljährlich finden grausame Spiele statt, bei denen nur ein Einziger überleben darf. Als die sechzehnjährige Katniss erfährt, dass ihre kleine Schwester ausgelost wurde, meldet sie sich an ihrer Stelle und nimmt Seite an Seite mit dem gleichaltrigen Peeta den Kampf auf. Wider alle Regeln rettet er ihr das Leben. Katniss beginnt zu zweifeln - was empfindet sie für Peeta? Und kann wirklich nur einer von ihnen überleben? 


Meine Gedanken (mit Spoilern): 
Mit „Die Tribute von Panem“ wurden Dystopien wieder Kult. Obwohl selbst der dritte Band bereits vor über sechs Jahren erschienen ist, bleibt es – vermutlich nicht nur für mich – eine absolute Besonderheit im Dystopiebereich. Ob Collins sich nun wirklich von „Battle Royale“ inspirieren lassen hat oder nicht – ihre Reihe ist ein großes Mahnmal an die Gesellschaft und auf ihre Art einzigartig. Warum?

Mich persönlich faszinieren Dystopien und ihre Gesellschaftskritik sehr. Mit ihnen kann jedes Thema so verarbeitet werden, dass auch Jüngere oder weniger interessierte Leute erreicht werden. In der Buchreihe „Die Tribute von Panem“ geht es dabei um ein Regierungssystem, das auf Unterdrückung setzt. Das Volk wird in Gruppen eingeteilt, um zu zeigen, dass es nicht geeint ist. Und um dies noch extremer zu verdeutlichen, wird jedes Jahr ein Wettkampf veranstaltet, in dem sich die Jugendlichen der Distrikte auf den Tod bekämpfen müssen. Das System funktioniert, weil niemand dagegen aufbegehrt. Es funktioniert, weil man viele kleine Gruppen besser kontrollieren kann als eine einzige. Und es funktioniert, weil die Distrikte in ihrer Kommunikation voneinander vollkommen abgeschnitten sind.

Interessant wäre herauszufinden, wie es überhaupt dazu kam, dass sich Distrikte und ein Kapitol gebildet haben. Wenn man sich unsere aktuelle Welt ansieht, geht ja alles mehr Richtung Individualität und jeder hat seine eigenen Lebensvorstellungen und vor allem beruflichen Wünsche. Dass innerhalb von Generationen der gleiche Beruf ausgeübt wird, ist kaum noch gängig und doch findet dieses System in Panem durchaus Verwendung. Wer in Distrikt 12 geboren wird, kann nicht einfach Fischer oder Holzfäller werden. Und da kommt gleich die nächste Frage auf: Was machen eigentlich die Leute im Kapitol? Einige haben offensichtlich Läden, einige sind Politiker, einige gehören fest integriert zu den Spielen. Wahrscheinlich gibt es auch noch andere Unterhaltungsmöglichkeiten, aber so verwöhnt und unterhaltungsausgerichtet diese Gesellschaft ist, müssen sie trotzdem von irgendwas leben – und zwar jeder einzelne von ihnen. Sonst stellt sich die Frage, ob viele der Bewohner des Kapitols einfach nur Erben reicher Familien sind und sich dies durchgängig fortsetzt. Trotzdem könnte das nicht für immer gutgehen.

Wenn man mal anfängt zu rechnen, sind 75 Jahre gar keine so lange Zeit. Wie das in Panem ist…nun, das steht natürlich auf einem anderen Blatt, aber Todesraten sind ja leider nur in Maßen bekannt. Es ist faszinierend, dass in der gesamten Reihe nie ein wirklich alter Mensch mal seine Gedanken zu den Spielen äußert. Die Ältesten bilden tatsächlich Haymitch und Katniss‘ Mutter. Aber das waren die 50. Spiele und davor kann so viel passiert sein. Das ist tatsächlich etwas schade, denn dadurch könnte ein bisschen Licht ins Spiel gebracht werden, um die Beweggründe des Kapitols besser zu verstehen. Nicht einmal über Generationen hinweg gibt es Erzählungen. Zensur durch das Kapitol oder aus Angst? Katniss‘ Mutter hatte ja auch Angst, dass Katniss und Prim die Lieder ihres Vaters einfach nachsingen und hat sie verboten. Redet deshalb niemand über die Vergangenheit? Distrikt 13 zählt dabei nicht. Sie reden zwar gerne und viel über ihre Vergangenheit, aber nur in dem Rahmen, der sie betrifft.

Jugendliche sind in der Regel in ihrer Reifezeit. Mit Kindern könnte man auch einen krassen Effekt erzielen. Diese sind niedlich und wecken den Beschützerinstinkt im Menschen. Bei Erwachsenen wiederum passiert das kaum. Selbst bei uns schauen viele weg, wenn jemandem was auf der Straße passiert. Jugendliche sind daher sehr raffiniert gewählt. Sie sind noch so jung, dass es die Distrikte bestürzt, sie zu verlieren, aber wiederum so alt, dass die Bewohner des Kapitols keine zu starken Emotionen zu ihnen aufbauen. Natürlich geht das auch bei Jugendlichen, aber aus Sicht des Kapitols sind Jugendliche schön und stark. Sie können kämpfen, sind noch in bester Form, aber auch nicht mehr hilflos.

Distrikt 12 wird vom Kapitol kaum beachtet. Die Versorgung ist erbärmlich. Viele hungern, aber dafür stehen die Außengrenzen nur selten unter Strom. Stellt sich die Frage: Warum? Ist Distrikt 12 dem Kapitol so unwichtig? Brauchen sie einfach keine Kohle? Man kann vielleicht davon ausgehen, dass das Kapitol nicht gerade mit Kohle heizt, aber die anderen Distrikte definitiv. Und außerdem dient Kohle ja nicht nur zur Wärmeerzeugung, sondern auch zur Stromerzeugung. Hat das Kapitol eine wirksamere Methode zur Stromgewinnung? Ja, natürlich. Distrikt 5. Denn die sind ja nur dazu da. Und Strom ist für das Kapitol eines der wichtigsten Dinge überhaupt. Ohne Strom könnten sie nicht einmal die Distrikte wirksam in Schach halten. Daneben scheint Distrikt 12 nur eine minimale Bedeutung zu haben, obwohl Kohle ein wichtiger Faktor zur Energiegewinnung ist. Wenn dies aber so wichtig ist, macht es keinen Sinn, Distrikt 12 so zu vernachlässigen. Mag sein, dass Distrikt 11 zum Beispiel viel grundlegender für die gesamte Bevölkerung ist, weil sie nun einmal Nahrung produzieren, aber heißt das, dass das Kapitol ihr Luxusgut Strom gar nicht so wichtig findet? Scheinbar gab es ja einen Umbruch von Friedenswächter zu Friedenswächter, was auch bedeutet, dass es früher mal anders war.

Wie bricht man eine Figur in 1.276 Seiten? Ganz einfach. Man bedroht das, was die Figur liebt. Also, Prim, ihre kleine Schwester. Man sorgt dafür, dass dieses etwas in akuter Lebensgefahr ist und die Person trotzdem die Chance hat, etwas zu unternehmen. Sich freiwillig für die Spiele melden. Dann lässt man sie den größten Horror erleben, den sie nur für ihre Schwester auf sich genommen hat. Man gibt ihr wieder eine Person, die sie langsam zu lieben lernt. Und nimmt sie ihr weg. Ohne Hoffnung, etwas unternehmen zu können. Man sorgt dafür, dass diese Person sie später nicht mehr liebt. Unerwiderte Liebe ist grausam. Unsere Figur hat nun alles wieder. Beide Personen, die sie mehr als alles andere liebt. Und dann stößt man sie an den Abgrund und sorgt dafür, dass alle Geschehnisse von Beginn an sich sinnlos anfühlen: Prim muss sterben. Vor Katniss‘ Augen, während sie nichts dagegen tun kann. Denn so hätte es eigentlich kommen müssen. Und dann sorgt man noch dafür, dass das Vertrauen in die einzige Person, der man immer vertraut hat, gebrochen wird. Mehr braucht es gar nicht.

Und trotzdem war nicht alles umsonst. Katniss hat zwar verloren, wofür sie ganz persönlich gekämpft hat, aber dafür hat sie allen anderen in Panem die Möglichkeit gegeben, sich endlich aus der Tyrannei zu befreien. Sie hat den Stein ins Rollen gebracht, auch wenn sie nie die Intention dazu hatte. Die Schlacht mag vielleicht verloren sein, der Krieg jedoch nicht.

Dies sind nur einige wenige Gedanken zur Buchreihe, die man natürlich unendlich weiterspinnen könnte. Es gibt so viele unbeantwortete Fragen und so viele kritische Themen, die in diesen Büchern verarbeitet werden. Und trotzdem wirken sie nie aufgesetzt, sondern so lebensecht, dass einem die Erlebnisse manchmal den Atem rauben und sich immer wieder in die Gedanken einschleichen.

Habt ihr euch auch schon einmal intensivere Gedanken zur Panem-Reihe gemacht? Was ist euch besonders aufgefallen?

Mittwoch, 6. September 2017

[Rezension] Paladero - Die Reiter des Donners von Steven Lochran

Titel: Die Reiter des Donners
Reihe: Paladero
Band: 1
Autor: Steven Lochran
Genre: Fantasy, Jugendroman
Erscheinungsdatum: 14.08.2017
Seiten: 320
Verlag: cbt
Format: Taschenbuch
ISBN-13: 978-3-570-31148-6
Originalpreis: 9,99€

Klappentext: 
Joss träumt schon immer davon, ein Paladero zu werden, ein Reiter des Donnerreichs. Diesen Titel zu erlangen, erfordert Mut, Kraft und die Bereitschaft, das eigene Leben zu riskieren. Gemeinsam mit drei Mitstreitern macht Joss sich mit seinem treuen Raptor Azof auf den Weg durch das Donnerreich, um sich zahlreichen Mutproben zu stellen. Nur wer die seltenen Eier einer bisher unbezwingbaren Donnerechse unversehrt zurück nach Turmstadt bringt, hat es verdient, die Ausbildung zum Paladero anzutreten. Doch es warten nicht nur menschliche Gefahren auf die vier Gefährten … 

Meinung: 
Jurassic Park trifft auf Game of Thrones – darunter kann man sich eigentlich keinen Jugendroman vorstellen. Trotzdem klingt es nach einer verlockenden Mischung und das wirklich schöne Cover wurde zum Glück ins Deutsche übernommen. Kann das Buch also halten, was es verspricht? Dinosaurier und Intrigen?

Diese Frage kann man weder ganz mit Ja, noch mit Nein beantworten. Die Handlung kommt recht zügig in Gang und man lernt den Protagonisten schnell kennen. Der junge Knappe Joss will unbedingt Paladero werden und sieht seine Chance, um diesem Wunsch auf die Sprünge zu helfen. Die Handlung rauscht nahezu an einem vorbei, ein Ereignis jagt das andere. Das Königreich Ai bietet ein faszinierendes Setting, ein Mischmasch aus Dinosauriern und einer Art Wüstenatmosphäre gepaart mit wirklich fortschrittlicher Technologie. Dieser Kontrast fällt allerdings nicht negativ auf. Der Ansatz ist durchaus sehr originell. Joss tritt in diesem Buch die typische Heldenreise an und muss dabei auch über sich hinauswachsen. Das wird sehr schön umgesetzt. Generell ist dieser Roman thematisch wirklich großartig, da zum Beispiel auch das Thema Transgender auf sensible und positive Weise verarbeitet wird. Die Plotstränge sind zwar nicht unbedingt komplex, aber durchaus spannend. Mit Game of Thrones kann man das Buch aber nun wirklich kaum vergleichen. Es gibt zwar durchaus die ein oder andere Intrige, aber der Vergleich hinkt einfach.

Gerade die Charaktere sorgen dafür, dass man doch mitfiebert, auch wenn so manches etwas vorhersehbar war. Joss ist ein sympathischer Junge, der die ideale Identifikationsperson bildet, da er selbst nur mit dem Ort vertraut ist, an dem er aufgewachsen ist und ansonsten gemeinsam mit dem Leser alles entdeckt. Er ist zwar manchmal auch etwas anstrengend gewesen, aber insgesamt ein durchdachter Charakter. Auch seine Gefährten Zeke, Drache und Heldin sind ausgefeilt und glaubwürdig. An die Namen muss man sich erst gewöhnen und es wird auch nicht erklärt, warum Drache zum Beispiel mit seinem Nachnamen angesprochen wird.

Der Schreibstil des Autors ist flüssig und erzeugt ein großartiges Kopfkino. Gerade für Jugendliche ist der Stil auch durchaus angemessen und nicht zu anspruchsvoll. Wie gesagt wirkt die Namensverteilung etwas willkürlich, auch wenn viele davon einen südländischen Touch haben. Das irritiert teilweise ein bisschen und gerade Draches und Heldins Namen hätte man vielleicht (früher) erklären können. Schön sind übrigens dafür die Illustrationen im Buch, die ans Cover angelehnt sind und die Heldengruppe zeigen.

Insgesamt ist der Auftakt der neuen Abenteuerreihe durchaus gelungen und vor allem sehr handlungsreich, wodurch man durchaus mitgerissen wird. Gut finde ich, dass hier auf viele Klischees, die man erwarten würde, verzichtet wurde. Leider war zwar ziemlich offensichtlich, wer der Verräter ist, aber ich kam zwischendurch auch mal ins Zweifeln. Dies ist zwar ein ungewöhnlicher Setting-Mix, aber vielversprechend.

Fazit: 
„Paladero – Die Reiter des Donners“ handelt von einer sympathischen, potenziellen Heldengruppe, die an einem Strang ziehen muss, um ihren Träumen ein Stück näher zu kommen. Die Handlung hält dabei viel Action und ein originelles Setting bereit.

Inhalt: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Schreibstil: 4/5

Gesamt:

Sonntag, 3. September 2017

[Rezension] Der kleine Hobbit von J.R.R. Tolkien

Titel: Der kleine Hobbit
Autor: J.R.R. Tolkien
Genre: High Fantasy, Kinderbuch
Erscheinungsdatum: 01.07.2012
Seiten: 336
Verlag: dtv
Format: Taschenbuch
ISBN-13: 978-3-423-21393-6
Originalpreis: 9,95€

Klappentext: 
Vorbei ist es mit dem beschaulichen Leben von Bilbo Beutlin, seit er sich auf ein Abenteuer eingelassen hat, das Hobbitvorstellungen bei Weitem übersteigt. Er will den Zwergen bei der Rückgewinnung ihres geraubten Schatzes helfen und begibt sich auf eine lange Reise, die ihn quer durch Mittelerde führt. 

›Der kleine Hobbit‹ erzählt die spannende Vorgeschichte zum ›Herrn der Ringe‹: Auf seiner abenteuerlichen Reise gelangt Bilbo in den Besitz des Ringes, den er später an seinen Neffen Frodo weitergibt – die Grundlage für die legendäre Trilogie um den »Einen Ring«. 

Meinung:
Es ist eine Krux. J.R.R. Tolkien zählt zu den Autoren, die man mit Sicherheit gelesen haben sollte – nach Meinung vieler. Lesen, um mitreden zu können. Wobei sich die Frage stellt – warum lesen, wenn es jetzt die Filme gibt? Gut, das wird man von den wenigsten Bibliophilen zu hören bekommen. Ich selbst habe es schon als Kind mit dem werten Herrn Tolkien versucht, aber nur kurz. Und während es damals noch „Der Herr der Ringe“ war, habe ich mich nun zuerst an seinen kleinen Bruder, „Der kleine Hobbit“ oder auch „Der Hobbit“, herangewagt.

Das Leseerlebnis war durchaus überraschend – auf verschiedene Arten. Heutzutage würde diese Geschichte als Kinderbuch bestimmt nicht mehr gut ankommen, auch wenn es stilistisch oft passt. Dennoch kann man dieses Buch nicht unbedingt als brutal bezeichnen. Die Handlung verfolgt die übliche Heldenreise, die der nicht mehr ganz so junge Hobbit Bilbo gemeinsam mit dreizehn Zwergen und einem Zauberer antritt. Für die damalige Zeit war das Buch vermutlich sehr originell und fantasiereich. Tolkien besticht mit einer geradlinigen, durchaus ab und an überraschenden Geschichte. Dennoch hat diese Geschichte auch ihre Macken und eine bringt Bilbo selbst sogar auf den Punkt: Bis auf ihn selbst und Gandalf rührt keiner in der Reisegruppe auch nur einen Finger. Die Zwerge mit der höchsten Motivation diese Reise zum Erfolg zu bringen, ruhen sich auf den beiden komplett aus. Da Bilbo im Grunde der Protagonist der Geschichte ist, ist das nicht zwingend etwas Schlimmes, aber wirkt trotzdem unglaubwürdig. Spannung kann leider nur minimal aufkommen, da Tolkien die Geschehnisse immer wieder vorwegnimmt. Auch treten manche Charaktere erst auf, wenn sie gebraucht werden, was einen gewissen „Deus ex machina“-Effekt erzeugt.

Wenn man ehrlich sein will, ist keiner der Charaktere so richtig sympathisch. Bilbo ist allerdings eine gute Identifikationsfigur, da der Leser sich wie er nicht so richtig auskennt. Er ist auch eigentlich die tiefgründigste Figur, was natürlich Sinn macht. Auch macht er im Buch als einziger eine echte Entwicklung durch. Die Zwerge wiederum sind ziemlich blass und werden nur sehr geringfügig charakterisiert. Der einzige, der halbwegs sympathisch rüberkommt, ist Balin, weil er etwas Loyalität zeigt.

Tolkiens Stil ist wirklich mal etwas anderes und sehr gewöhnungsbedürftig. Darauf muss man sich wirklich einlassen. Er schreibt sehr bildreich und der Stil erinnert einen ganz grob an Erzählungen für Kinder. Außergewöhnlich ist seine Art, auf Ereignisse anzusprechen, die noch in der Zukunft liegen. Auch kommentiert er die Geschichte sehr gerne auf verschiedenste Arten. Sehr häufig wird auch gesungen. Gemeinsam mit der Handlung gestaltete der Stil das Leseerlebnis etwas zäh.

Insgesamt bin ich tatsächlich etwas enttäuscht vom Buch, aber das wäre vermutlich anders, wenn ich die Filme nicht vorhergesehen hätte, die deutlich mehr dazu erfundenen Inhalt haben und Bilbo auch ein bisschen mehr zum aktiven Helden machen. So konnte ich nur immer wieder den Kopf darüber schütteln, warum Gandalf und Bilbo sich das Verhalten der Zwerge gefallen lassen. Überzeugen konnte mich die Geschichte leider kaum, aber trotz allem ist sie durchaus eine unterhaltende Geschichte, bei der vor allem der Schreibstil hervorsticht.

Fazit: 
„Der kleine Hobbit“ besitzt eine interessante Hintergrundgeschichte, die allerdings kindergerecht nur in Maßen serviert wird. Leider leiden darunter auch die Charaktere, die größtenteils skizzenhaft bleiben und nicht einmal wirklich stereotyp. Wer dieses Buch lesen möchte, sollte im Kopf behalten, dass es nun einmal ein Kinderbuch ist und es daher an Komplexität mangelt.

Inhalt: 3/5
Charaktere: 2/5
Lesespaß: 3/5
Schreibstil: 3/5

Gesamt:

Samstag, 2. September 2017

[Kurzrezension] Die 100 - Rebellion von Kass Morgan

Titel: Rebellion
Reihe: Die 100
Band: 4
Autor: Kass Morgan
Genre: Dystopie
Erscheinungsdatum: 14.08.2017
Seiten: 272
Verlag: Heyne fliegt
Format: Taschenbuch
ISBN-13: 978-3-453-27140-1
Originalpreis: 12,99€

Kurzbeschreibung: 
100 jugendliche Straftäter wurden aus dem Weltraum entsandt, um die Erde neu zu besiedeln.

Inzwischen haben sie sich auf dem blauen Planeten behauptet, gegen die ihnen zunächst feindlich gesinnten Erdbewohner. Und gegen den Vizekanzler Rhodes, der sie einst als Straftäter brandmarkte und gnadenlos verfolgte. Doch nun droht der Erdkolonie neues Unheil: Eine Sekte hat sich in ihrer Mitte gebildet, die möglichst viele Anhänger gewinnen möchte - und alle anderen gewaltsam bekämpft. Vollkommen überraschend verwüsten sie das Lager und entführen mehrere Jugendliche. Clarke, Bellamy und die anderen müssen sie unbedingt retten, bevor Schreckliches passiert. Und plötzlich stehen die 100 vor der größten Herausforderung ihres Lebens ... 

Meinung: 
Mit „Rebellion“ kommt der Abschluss der „Die 100“-Reihe. Der Titel ist dabei vielleicht etwas fragwürdig gewählt. Ruhe ist eingekehrt und Himmels- und Erdmenschen haben sich zusammengetan. Aber noch können sie sich nicht ausruhen, denn es gibt eine neue Bedrohung und mit dieser lernen wir eine neue Gruppe von Menschen auf der Erde kennen. Ich persönlich fand diese Entwicklung ziemlich interessant, weil sie zeigt, dass die Erde nun einmal nie wirklich harmlos sein wird und es noch viel Unbekanntes zu entdecken gibt. Der Konflikt, der sich durch diese andere Gruppe auftut, ist überwiegend gut gestaltet, wenn auch ziemlich stereotyp und dadurch leicht vorhersehbar. Man hat irgendwie das Gefühl, dass es der Geschichte an Tiefe fehlt. Den Streit zwischen Clarke und Bellamy fand ich zum Beispiel übertrieben und wie der typische Hick-Hack, den man so oder ähnlich schon hundert Mal gesehen hat. Irgendwie war es unnötig und ist am Ende auch untergegangen. Aber genau so ging es mir mit der ganzen Handlung in diesem Buch. Es schien so als hätte keiner der Charaktere hierbei eine wirkliche – logische – Entwicklung durchgemacht. Glass zum Beispiel sucht nach einer Lebensmotivation, findet sie augenscheinlich, vergisst dabei andere Dinge, die ihr wichtig sind, um sich am Ende wieder zu besinnen. Die Tendenz war zwar in Ordnung, aber die Glaubwürdigkeit litt darunter. Es mangelte an allen Ecken und Enden an Komplexität und originellen Ideen. So war im Grunde von Anfang an klar, wie sich die Geschichte bis zum Ende entwickeln würde. Dieses hat mich ebenfalls etwas enttäuscht, passte aber zumindest dazu. Das Buch ist durchaus unterhaltsam, aber man sollte sich nicht zu viel davon versprechen, wenn man etwas Ausgefeilteres lesen möchte.

Fazit:
„Die 100 – Rebellion“ schließt die Reihe um die hundert Jugendlichen mit vorhersehbaren Wendungen ab und bleibt dabei deutlich hinter den vorhergehenden Bänden zurück.

Inhalt: 3/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 3/5
Schreibstil: 4/5

Gesamt: