Donnerstag, 16. August 2018

[Rezension] Es kann nur eine geben von Soman Chainani

Titel: Es kann nur eine geben
Reihe: The School for Good and Evil
Band: 1
Autor: Soman Chainani
Genre: Fantasy, Jugendbuch
Erscheinungsdatum: 23.09.2015
Seiten: 512
Verlag: Ravensburger
Format: Hardcover
ISBN-13: 978-3-473-40127-7
Originalpreis: 16,99€

Kurzbeschreibung:
Auf der Schule der Guten und der Schule der Bösen werden Jugendliche für ihre spätere Karriere in einem Märchen ausgebildet: als Helden und Prinzessinnen oder aber als Schurken und Hexen. Sophie träumt seit Jahren davon, Prinzessin zu werden. Ihre Freundin Agatha dagegen scheint mit ihrem etwas düsteren Wesen für die entgegengesetzte Laufbahn vorbestimmt. Doch das Schicksal entscheidet anders und stellt die Freundschaft der Mädchen auf eine harte Probe ...


Meinung:
Mit Märchen ist vermutlich jeder von uns aufgewachsen. Wer kennt nicht die Klassiker von den Brüdern Grimm oder Hans Christian Andersen? Jedenfalls lässt sich nicht leugnen, dass Märchenadaptionen aktuell im Trend sind. Dieser Reihenauftakt ist allerdings weniger eine Adaption als ein modernes Märchen. Zwar begegnet der Leser auch bekannten Figuren oder ihren Sprösslingen, aber die Geschichte hat eine eigene Handlung, die keines der bekannten Märchen aufgreift, sondern eher mit dem Märchen als Genregattung spielt.

Trotzdem beginnt die Geschichte nicht mit „Es war einmal.“ Die Handlung kristallisiert sich augenscheinlich schnell heraus und bleibt auch sehr offensichtlich, obwohl es manchmal doch den ein oder anderen Überraschungsmoment gibt. Die Geschichte brilliert vor allem durch ihre Kreativität und schlagfertige Art. Die Grundthematik bildet „Gut gegen Böse“, die der Autor ein bisschen auflockern möchte und die typischen Märchenstereotype teils getreu umsetzt und teils komplett umdreht. Auch das Internatsthema wird hier auf gut eingebracht. Die Welt ist sehr plastisch und die Charaktere bekommen fast alle ein bisschen Tiefe, aber trotzdem wirkt es sehr schablonenhaft, was aber dazu passt, dass es sich hier um ein Jugendbuch handelt. Letztendlich vermittelt die Geschichte auf jeden Fall überwiegend gute Botschaften, gerade was Oberflächlichkeit und Freundschaft angeht, aber leider bleibt die Spannung im späteren Teil etwas auf der Strecke, da der anfängliche Konflikt sich schnell klärt und die Geschichte danach eher vor sich hintreibt und es kein spezielles Ziel gibt. Das bedeutet aber nicht, dass nichts passiert, ganz im Gegenteil, und gerade am Ende wird der Leser mit einem fiesen Cliffhanger zurückgelassen.

Die beiden Protagonistinnen der Geschichte sind Agatha und Sophie, deren beiden Perspektiven der Leser verfolgt. Dass die beiden Charaktere mit Fehlern sind, wird ziemlich schnell deutlich und genau darum geht es auch in der Geschichte. Die beiden Freundinnen sind sehr unterschiedlich und bieten dadurch in der Theorie ein gutes Identifikationspotenzial. So richtig sympathisch fand ich persönlich trotzdem keine von beiden, auch wenn ich dann doch eher Agatha favorisiert habe. Das Buch lässt sich aber grundsätzlich gut lesen, ohne dass man Agatha oder Sophie wirklich mag. Das Schöne an dem Roman ist auch, dass die beiden sich tatsächlich entwickeln und keine starren Charaktere bleiben. Auch die anderen Charaktere bleiben nicht völlig blass, auch wenn der Autor keine detaillierten Hintergrundgeschichten aufbietet. Trotzdem haben sie alle ihre Ecken und Kanten und sind überwiegend auseinanderhaltbar. Interessant ist auf jeden Fall die Tatsache, dass die Schüler alle von bekannten Märchenfiguren abstammen, wodurch der Leser noch einmal einen anderen Eindruck von ihnen bekommt.

Chainanis Schreibstil ist sehr bildlich und flüssig. Ich hatte ein bisschen das Gefühl, dass das Buch definitiv nicht nur die Zielgruppe Jugendliche ansprechen soll, sondern sich auch gut von Erwachsenen lesen lässt, da es viele versteckte Botschaften gibt, die Jugendliche noch nicht herauslesen. Schwierig fand ich diese trotzdem manchmal, da es durchaus auch negative Botschaften gibt, die durchscheinen. Agatha lässt sich ja immerhin von Sophie herumschubsen und nennt sie trotzdem ihre Freundin – klar entwickelt sich die Geschichte weiter, aber dieser Aspekt wird nicht richtig aufgearbeitet.

Das Lesen des Romans war durchaus vergnüglich und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Es entwickelt einfach einen gewissen Sog und das, obwohl die Spannung später ein bisschen nachlässt. Es gibt viel, das man bemängeln kann, aber auch viel Gutes und insgesamt würde ich sagen, dass Chainani hier versucht, die alten Märchenklischees zu durchbrechen und ein bisschen damit zu jonglieren. Für die Zielgruppe ist das Buch auf jeden Fall ansprechend.


Fazit:
„Es kann nur eine geben“ ist ein gelungener Auftakt, in dem die alten Märchenregeln durchbrochen und in Frage gestellt werden. Die Charaktere entwickeln sich weiter und die Handlung bleibt bis auf kleine Schwächen bis zum Schluss mitreißend. Wem die bekannten Märchen also zum Hals raushängen, der wird hier eine erfrischende neue Geschichte finden, die Altes mit Neuem mischt.

Inhalt: 4/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 4/5
Schreibstil: 4/5


Gesamt: 

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