Montag, 7. Januar 2019

[Kurzrezension] Play to live - Der Cyber-Clan von Dmitry Rus

Titel: Der Cyber-Clan
Reihe: Play to live
Band: 2
Autor: Dmitry Rus
Genre: Science Fiction, LitRPG
Erscheinungsdatum: 10.09.2018
Seiten: 432
Verlag: Heyne
Format: Paperback
ISBN-13: 978-3-453-31908-0
Originalpreis: 13,99€

Kurzbeschreibung:
Die nahe Zukunft: In Russland entschließen sich immer mehr Menschen, der Wirklichkeit den Rücken zu kehren. Sie klinken sich in Virtual-Reality-Games ein, in denen sie von nun an ein digitales ewiges Leben haben. Max ist so ein Perma-Player, und zunächst ist es das Paradies. Doch schon bald dämmert den Playern, dass die Regierungen der alten Wirklichkeit ihre Augen auf die Ressourcen und Möglichkeiten der Game-Welten geworfen haben und dafür über Leichen gehen. Max und seine Mitstreiter müssen als Clan zusammenhalten – oder sterben ...

Meinung:
Mit dem zweiten Band der LitRPG-Reihe aus Russland taucht der Leser noch tiefer in die Welt des Spiels AlterWorld ein. Während es im ersten Teil noch mehr darum ging, mit Max die Spielmechaniken kennenzulernen und erst spät richtige Handlungswendungen aufkamen, geht es im zweiten Teil schnell zur Sache. Das zieht sich durchs ganze Buch und treibt die Spannung in die Höhe. Obwohl einem Max‘ Glück an manchen Stellen doch etwas übertrieben vorkommt, fesselt die Geschichte wieder schnell. Auch viele neue Charaktere treten auf, die man schnell zu mögen lernt. Es sind tatsächlich auch ein paar weibliche Charaktere dabei, die diese von Männern dominierte Welt ein wenig aufmischen. Trotzdem bleibt die Darstellung immer noch sehr sexistisch. Dafür steht die Sache mit den Zigaretten, die mir im ersten Band schon nicht gefallen hat, wenigstens nicht mehr im Mittelpunkt. Ein großer Wermutstropfen war diesmal vor allem Max‘ Ausdrucksweise. Gefühlt auf jeder Seite spricht er von seinem „inneren Gierschlund“ als wäre es eine Person und verweist so oft darauf, dass man als Leser irgendwann mehr als genervt davon ist. Wenn man darüber hinwegsehen kann, bietet der Roman aber auch wieder jede Menge Höhepunkte. Das Ende war insgesamt auch sehr überraschend, auch wenn es nicht völlig unvorhersehbar war. Der neue Cliffhanger macht das Warten auf den dritten Band auf jeden Fall bittersüß.

Fazit:
„Play to live – Der Cyber-Clan“ reißt zwar nicht so sehr mit, wie der erste Band es vermochte, bietet dafür aber umso mehr Handlung. Der Schreibstil ist dabei sehr humorvoll und Max ein erfrischender Protagonist. Wer dieses Buch vor allem aus Unterhaltungszwecken liest und einmal in das Genre hineinschnuppern möchte, wird auch mit dem zweiten Band mit Sicherheit seine Freude haben.

Inhalt: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Schreibstil: 4/5

Gesamt:

Sonntag, 6. Januar 2019

[Rezension] Thalamus von Ursula Poznanski

Titel: Thalamus
Autor: Ursula Poznanski
Sprecher: Jens Wawrczeck
Genre: Thriller, Jugendbuch
Erscheinungsdatum: 13.08.2018
Hörzeit: 12 Stunden, 8 Minuten
Verlag: der Hörverlag
Format: Hörbuch
Fassung: Ungekürzt
ISBN-13: 978-3-8445-3029-2
Originalpreis: 17,00€

Kurzbeschreibung:
Der fremde Wille im eigenen Kopf
Nach einem Motorradunfall soll sich der 17-jährige Timo im Rehabilitationszentrum Markwaldhof von seinem schweren Schädel-Hirn-Trauma erholen. Schnell stellt er fest, dass sich merkwürdige Dinge im Haus abspielen: Der Wachkomapatient, mit dem er sich das Zimmer teilt, läuft nachts herum, spricht – und droht damit, Timo zu töten, falls er anderen davon erzählt. Und allmählich entdeckt Timo an sich selbst Fähigkeiten, die neu sind: Er kann Dinge, die er nicht können dürfte. Weiß von Sachen, die er nicht wissen sollte …

Meinung:
Mit „Thalamus“ wagt sich Poznanski wieder an ein neues Thema heran. Diesmal geht es um neurologische Krankheiten. Dass die Autorin ausgezeichnete Jugendthriller schreiben kann, die den Zeitgeist treffen, hat sie bisher mit ihren anderen Werken wie „Erebos“ oder „Elanus“ schon oft bewiesen.

Der Einstieg in den Roman ist schnell und der Leser ist von Anfang an dabei, während Timo seinen Unfall hat, wodurch das Geschehen viel präsenter wird. Gleichzeitig ist die Spannung dadurch auch von der ersten Seite an da. Poznanski gelingt es sehr gut, die Atmosphäre des Krankenhauses und des Rehabilitationszentrums einzufangen. Auch die Interaktionen zwischen der Familie und alten und neuen Bekannten werden dabei nachvollziehbar geschildert. Die Handlung zieht sich im Roman zwischenzeitlich etwas hin und am Ende passiert dann alles auf einmal. Das ist aber gar nicht so schlimm, denn es ist sehr angenehm, den Alltag im Rehabilitationszentrum mitzuerleben. Gerade dies ist auch die große Stärke des Romans, da er trotz oder gerade wegen der alltäglichen Schilderungen überzeugt und Nähe zum Leser aufbaut. Etwas schade ist allerdings, dass einzelne Plotelemente schnell vorhersehbar sind und das Ende daher ein wenig an Einschlagkraft verliert, auch wenn es gerade durch die vielen Ereignisse, die sich schließlich auftun, dennoch sehr spannend ist. Das grundsätzliche Szenario ist ein wenig gruselig, aber auch sehr faszinierend.

Timo kann als typischer Protagonist beschrieben werden. Wie auch in anderen Romanen der Autoren bleibt er charakterlich eher zurück und bietet dadurch hohes Identifikationspotenzial. Er ist neugierig und schließt schnell Freundschaften, wodurch er aber auch sympathisch wirkt. Dass es ihm an tiefgehendem Charakter fehlt, ist in diesem Fall gar nicht schlimm, da es im Roman nicht darum geht. Manchmal agiert Timo zwar etwas irrational, aber auch das wird in der Regel nachvollziehbar beschrieben. Die anderen Charaktere bekommen vergleichsweise etwas mehr Raum für Tiefe und bleiben einem im Kopf präsent, da sie alle auf ihre Art außergewöhnlich und doch normal sind.

Jens Wawrczeck hat bisher alle Hörbücher der Autorin eingesprochen, in denen der Protagonist männlich ist. Auch diesmal macht er seine Sache grandios und erzeugt eine realistische Geräuschkulisse, bei der immer klar ist, wer spricht. Auch Poznanskis bildlicher Schreibstil passt wieder sehr gut, wodurch gerade die von ihr erzeugte Atmosphäre in den Vordergrund tritt. Dadurch fiebert man als Leser umso mehr mit Timo mit.

Obwohl das Thema nicht so spielerisch oder abenteuerlich ist wie manch andere Romane der Autorin, ist ihr trotzdem ein spannender und vor allem auch sympathischer Jugendthriller gelungen. Wie immer kann man einige Handlungsfäden schon vorhersehen, aber das tut dem Lesen keinen Abbruch, da das Gesamtkonstrukt dennoch interessant ist und Poznanski zwischendurch immer wieder zu überraschen weiß. Der Sprecher hat maßgeblich dazu beigetragen, den Roman und die Charaktere lebendig werden zu lassen. Das Thema des Romans ist auch wieder hochaktuell und bietet dafür viel Stoff für Diskussionen.

Fazit:
„Thalamus“ ist wieder eine gelungene Komposition aus sympathisch und lebensnahen Charakteren und einer spannenden Handlung mit relevantem Thema. Der Sprecher Jens Wawrczeck macht den Roman außerdem zu einem besonderen Hörbuch-Vergnügen.

Inhalt: 4/5
Charaktere: 4/5
Sprecher: 5/5
Schreibstil: 4/5
Hörspaß: 5/5

Gesamt: