Montag, 9. Juli 2018

[Rezension] Cronos Cube von Thekla Kraußeneck

Titel: Cronos Cube
Autor: Thekla Kraußeneck
Genre: Dystopie
Erscheinungsdatum: 26.05.2017
Seiten: 480
Verlag: Liesmich
Format: Klappenbroschur
ISBN-13: 978-3-945491-04-1
Originalpreis: 16,95€

Klappentext (Spoilerwarnung):
Mit diesen Worten wird Zack in der virtuellen Welt des Cronos Cube empfangen. Das Spiel hält Erfahrungen für ihn bereit, die sich genauso echt anfühlen wie das reale Leben. Aber Zack ist nicht zum Spielen gekommen: Sein Freund Lachlan wurde entführt und nur in dieser irren Welt voller Titanmäuse, Laubwichte und Wurzelnarren kann er die Software finden, die der Erpresser von ihm verlangt. Dabei hat Zack keine Ahnung, wie eine Software aussieht in einer Welt, wo Dinge sich in taschentaugliche Karten verwandeln lassen, wenn man sie bloß anschnipst.

In der realen Welt des Jahres 2030 herrscht währenddessen eine Diktatur in der Republik Europa. Geheimdienste überwachen mittels Drohnen das gesamte öffentliche Leben. Menschen ohne Perspektive vegetieren in riesigen Wohnblöcken vor sich hin. Das Virtual-Reality-Spiel Cronos Cube wird zum Ausweg für Spaßsüchtige oder Verzweifelte – als letzter Hort freier Meinungsäußerung aber auch zur Brutstätte des Widerstandes.

Dass die beiden Freunde Zack und Lachlan mit dieser Situation so unterschiedlich umgehen, bringt ihre Beziehung klar an ihre Grenzen: Obwohl Zack seine gesamte Zukunft aufs Spiel setzt, sich tapfer durch die Fantasy-Welt des Cronos shootet und den ganz realen EU-Geheimdienst auf Abstand hält, kann er seinen Freund am Ende nicht vor sich selbst schützen.

Eigene Zusammenfassung:
Lachlan und Zack sind beste Freunde. Doch Zack, der im Personenschutz arbeiten will, arbeitet intensiv daran, bald an die SAP in der Schweiz zu kommen, um später einmal Lachlans Bodyguard werden zu können. Lachlan, Milliardärssohn und leidenschaftlicher Hacker, ist Zacks Weggang ein Dorn im Auge. Stattdessen will er Zack für seine eigenen Pläne einspannen. Lachlans Ziel ist es, die totalitäre Überwachung Europas zu stürzen. Doch nachdem Lachlan erfolgreich eine Drohne hackt, überstürzen sich die Ereignisse und sowohl Lachlans Leben als auch Zacks Zukunft stehen auf Messers Schneide. Der einzige Ausweg: Das VR-Game Cronos Cube.   


Meinung:
Bücher über Computerspiele bzw. Virtual Realitys gibt es ja mittlerweile wie Sand am Meer. Bekannt aus Romanen wie Ready Player One, Erebos oder den Minecraft-Büchern, aktuell wird die Thematik wieder vermehrt aufgegriffen und auch Thekla Kraußeneck bedient sich dieses Motivs. Wer meinen Blog schon länger verfolgt, weiß, dass ich ein Faible für derartige Literatur habe. Bisher habe ich kein Buch über Computerspiele gelesen, dass mich nicht begeistern konnte. Tja, aber wie sieht es nun mit Cronos Cube aus? Kann sich der Roman meinen bisherigen Erfahrungen anschließen – oder war es eine glatte Enttäuschung?

Und da beginnt das Wechselbad meiner Gefühle. Ich bin mit sehr hohen Erwartungen an das Buch herangegangen und das liegt allein schon an der Aufmachung. Allein die Informationen auf dem Umschlag sind liebevoll und ausgeklügelt, aber auch die Zeichnungen im inneren des Umschlags machen Lust auf mehr. Der Roman fängt auch interessant an. Es wird zwar ein bisschen der Handlung vorausgegriffen, aber das macht gar nichts, gehört es doch gleichzeitig zur Spannungserzeugung dazu. Der Leser weiß also quasi, dass es eine Bombe gibt, metaphorisch gesprochen. Zu Beginn lernt man vor allem Zack ein bisschen näher kennen, aber auch von Lachlan bekommt man durch die Augen seines besten Freundes einen guten Einblick in seinen Charakter. Leider kippt die Spannung aber schnell in die falsche Richtung, da Zack und Lachlan vorausahnen, was passieren wird. Das wäre gar nicht so schlimm, wenn sich das Prozedere nicht über die Hälfte des Romans hinwegziehen würde. Dementsprechend wenig Zeit kommt auch dem Computerspiel zugute, in das Zack sich später wagen muss. Und das ist wirklich schade, denn mir persönlich hat dieser Teil mit Abstand am besten gefallen. Die Autorin hat sich ein ausgeklügeltes Charaktermodell für die Figurenerschaffung innerhalb der Spielwelt ausgedacht. Grundsätzlich werden die Handlungsstränge auch interessant verknüpft, aber es bleibt ein Gefühl von Unvollständigkeit. Zwar fügt sich alles halbwegs plausibel, aber oftmals wirkt es mehr, als wären die beiden Protagonisten nur passive Teilnehmer an ihrer eigenen Geschichte. Man kann über das Ende sagen, was man will, – es bietet definitiv Zündstoff für Diskussionen – aber der Schwerpunkt des Romans war für mich einfach falsch gesetzt. Das ist selbstverständlich Geschmackssache, aber meine Erwartungen waren einfach völlig anders gepolt. Letztendlich ist der Roman sehr skurril, was durchaus auch sympathisch ist, und hat eine zum Nachdenken anregende Geschichte, aber es bügelt vor allem die erste Hälfte nicht aus, die viel zu ausschweifend geartet ist.

Zack und Lachlan sind leider auch zwei Charaktere, die nur wenig Identifikationspotenzial bieten. Obwohl sie einen mehr als individuellen Charakter haben, bleiben sie distanziert und es kommt wenig Sympathie für die beiden auf. Man hat fast das Gefühl, die beiden sollen so wirken. Dies hat das Lesevergnügen allerdings zu einer Strapaze gemacht. Leider sind auch die anderen Charaktere nicht besser. Alle haben so einen gewissen Hauch des Unnormalen, als wären sie nicht echt. Es passt zwar zum Roman, aber dadurch fühlt sich jede Interaktion zwischen den Charakteren falsch an. Als müsse die Autorin die Besonderheit jeder einzelnen Figur betonen.

Und apropos betonen: Einfach jede Gegebenheit wird immer wieder herausgekehrt und zerkaut. Ja, das hängt damit zusammen, dass Zack die meiste Zeit Perspektivträger ist und leider keine große Leuchte, aber dennoch ist es auch ein nerviges Merkmal des Buches. Ansonsten lässt es sich aber recht flüssig lesen, wenn man einmal davon absieht, dass es sich anfangs echt lange hinzieht.

Also, dieser Roman ist echt mal etwas anderes und obwohl das jetzt vielleicht so anmutet, nicht ausschließlich auf negative Art. Politik und Computerspiel werden hier auf interessante Art in Kontext gebracht und grundsätzlich ist das ganze Handlungsgerüst durchaus unterhaltend. Ich selbst habe aber trotzdem immer auf mehr gehofft, war dann im Computerspiel-Teil zufrieden, nur um danach wieder zu meiner enttäuschten Haltung zurückzukehren. Und das hat nichts damit zu tun, dass ich mir mehr von dem Spiel erwartet habe, sondern dass sich die Handlung gerade zum Ende hin banalisiert. Letztendlich war das Buch für mich gleichzeitig eine Enttäuschung meiner zugegeben hohen Erwartungen, aber auch interessant und ein kleiner Einblick in ein wichtiges Thema.

Fazit:
Cronos Cube zeigt die Zukunftsvision eines Überwachungsstaates. Sehr kreativ und skurril erzählt die Autorin die Geschichte von Zack und Lachlan, die der Leser schnell näher kennenlernt. Auch die Handlung ist präzise und erfrischend, aber liest sich leider sehr zäh und streift vieles nur am Rande.
 
Inhalt: 4/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 3/5
Schreibstil: 4/5

Gesamt: 

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