Titel: MUC
Band: 1
Autor: Anna Mocikat
Genre: Dystopie
Erscheinungsdatum: 01.12.2014
Seiten: 368
Verlag: Knaur TB
Format: Klappenbroschur
ISBN-13: 978-3-426-51540-2
Originalpreis: 12,99€
Kurzbeschreibung:
München, 2120: Hundert Jahre nach dem großen Sterben, dem beinahe die gesamte Menschheit zum Opfer fiel, ist von dem Wohlstand der Stadt wenig übrig. Zerstörte Häuser, Müll und Dreck in den Straßen und Skelette in der U-Bahn, so präsentiert sich MUC, wie die Stadt mittlerweile heißt, der Kletterkünstlerin Pia. Pia ist auf der Suche – nach ihrem Bruder, der vor Jahren verschollen ist, und nach Antworten. Denn das große Sterben haben nur Rothaarige überlebt, ihre Haare jedoch sind pechschwarz. Aber MUC ist kein Ort des Wissens und der Freiheit mehr, sondern eine gnadenlose Diktatur. Pia muss sich entscheiden, ob sie auf der Seite der Unterdrücker oder der Unterdrückten stehen will.
Meinung:
„Postakolyptischen Heimatroman“ nennt Anna Mocikat ihr Werk. Als leidenschaftliche Dystopieleserin ist diese Beschreibung doch ein wenig abschreckend, da der Heimatroman ein eigenes Genre bildet – das sich eher mit Dörfern und deren trivialen Geschichten befasst. Bei Heimatromanen muss ich immer an Heidi denken. Die Autorin meint hier aber vermutlich etwas ganz anderes: Der Roman spielt von den Alpen bis München. Damit ist er zwar kein Heimatroman, aber eine Dystopie mit interessantem Setting – wer ärgert sich nicht darüber, dass Dystopien fast immer nur in Amerika spielen und die anderen Kontinente gänzlich ausklammern? Ganz anders in diesem Buch.
Der Roman ist nicht offiziell als Jugendroman ausgezeichnet, trotzdem würde ich ihn in diese Sparte einordnen. Es geht um die jugendliche Protagonistin Pia, die ihrem Dorfleben entfliehen und sich auf die Suche nach ihrem Bruder machen möchte, der vor einigen Jahren gegangen ist, um MUC zu finden – und nicht zurückkam. Obwohl die Handlung anfangs etwas stagniert und der Verlauf sich recht offensichtlich abzeichnet, ist es trotzdem eine interessante Geschichte, die mögliche Schrecken der Zukunft aufzeigt. Das Setting ist auf jeden Fall ein großer Pluspunkt des Romans und es wird immer intensiv eingebunden. Im ortskundigen Leser kommt da schon die Frage auf, bei welcher Stadt es sich zum Beispiel um „Vogelstadt“ handelt. Auch die Idee hinter der Geschichte ist gut, wenn vielleicht auch ein bisschen extrem umgesetzt. Das nimmt dem Roman gleichzeitig etwas von seiner Glaubwürdigkeit, aber ist auch umso eindringlicher. Generell gibt es auch ein paar unlogische Stellen, bei denen nicht alle Puzzleteile sauber zusammenpassen, aber darüber kann man hinwegsehen. Schlimmer waren die manchmal unrealistischen Dialoge und Szenen. Ein bisschen erinnert das Buch an einen karikativen Film. Da Mocikat beruflich Drehbuchautorin ist, könnte das durchaus intendiert sein. Außerdem hat die Autorin eine Neigung dazu, bestimmte Gegebenheiten immer wieder zu betonen, so dass sie einem auf keinen Fall entgehen. Der gravierendste Punkt ist allerdings, dass die Hintergrundgeschichte wirklich nur grob geschildert wird und an Raffinesse vermissen lässt. Der Roman ist an vielen Ecken und Kanten nicht rund, aber gleichzeitig ist das nicht unbedingt wichtig. Die Handlung trägt einen trotzdem, auch wenn es sich hierbei um keine komplexe und überraschende Geschichte handelt und sie sich in eine Richtung entwickelt, die mir persönlich nicht so gut gefallen hat.
Die Protagonistin Pia ist allerdings ein Charakter, mit dem man sich erst einmal anfreunden muss. Pia ist in einem abgelegenen Bergdorf aufgewachsen, mit nichts als den Geschichten ihres Großvaters und dem dummen Geschwätz der Dorfbewohner. Es ist also nicht überraschend, dass Naivität eines ihrer extremsten Merkmale ist. Sie ist genau genommen so naiv, dass man ihr manchmal am liebsten ein Brett vor den Kopf schlagen möchte. Aber abgesehen davon, dass sie naiv und nicht die Hellste ist, ist sie sogar überraschend umgänglich. Generell schließt man die Charaktere schnell ins Herz, weil sie nicht distanziert charakterisiert werden – durchschaubar und eindimensional sind sie deshalb aber trotzdem. Der Charakter, der meiner Meinung nach viel zu kurz kommt, ist Pias Bruder Paul. Dafür, dass sie ihn sucht, denkt sie so gut wie nie an ihn und wenn dann nur in Grundzügen. Man weiß einfach gar nichts über ihn und das ist schade, da es die Motivation der Protagonistin weniger glaubwürdig erscheinen lässt.
Mocikats Schreibstil ist recht simpel, aber dafür umso flüssiger zu lesen. Es ist ganz amüsant wie sie für uns gebräuchliche Wörter einbaut, die Pia zunächst nicht versteht. Zum Beispiel tauchen immer wieder Wörter wie „cool“ oder „abgefuckt“ auf. Anfangs fällt es ein bisschen schwer ins Buch zu finden, da hier noch viele Landschaftsbeschreibungen zu finden sind und Pias Ereignisse nur über sie selbst reflektiert werden, aber das bessert sich schnell.
MUC ist eine Mischung aus enttäuschendem Unterhaltungsroman und interessanter Dystopie. Das Buch hat viel Potenzial, verschenkt es aber leider auch. Trotz allem kann man sich leicht in die Lektüre vertiefen und mitfiebern. Eine detaillierte Hintergrundgeschichte und komplexe Handlung sollte man nicht erwarten, aber trotzdem weiß der Roman zu unterhalten und eine neue Art von Zukunft zu zeichnen, die gar nicht mal so unrealistisch wirkt, wenn man ein Auge zudrückt. Ich persönlich hatte trotzdem Spaß beim Lesen, aber es hat einfach überall ein bisschen gefehlt.
Fazit:
„MUC“ könnte viel mehr sein, bleibt aber leider vor allem ein Unterhaltungsroman mit dystopischen Charakter. Der Roman erzählt von einer Schreckensvision der Zukunft Münchens und besticht dabei mit sympathischen Charakteren, bei denen man allerdings mit Stereotypie rechnen muss. Wer eine komplexe Dystopie sucht, ist hier an der falschen Stelle, aber für zwischendurch ist der Roman durchaus ein Schmankerl.
Inhalt: 3/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Schreibstil: 3/5
Band: 1
Autor: Anna Mocikat
Genre: Dystopie
Erscheinungsdatum: 01.12.2014
Seiten: 368
Verlag: Knaur TB
Format: Klappenbroschur
ISBN-13: 978-3-426-51540-2
Originalpreis: 12,99€
Kurzbeschreibung:
München, 2120: Hundert Jahre nach dem großen Sterben, dem beinahe die gesamte Menschheit zum Opfer fiel, ist von dem Wohlstand der Stadt wenig übrig. Zerstörte Häuser, Müll und Dreck in den Straßen und Skelette in der U-Bahn, so präsentiert sich MUC, wie die Stadt mittlerweile heißt, der Kletterkünstlerin Pia. Pia ist auf der Suche – nach ihrem Bruder, der vor Jahren verschollen ist, und nach Antworten. Denn das große Sterben haben nur Rothaarige überlebt, ihre Haare jedoch sind pechschwarz. Aber MUC ist kein Ort des Wissens und der Freiheit mehr, sondern eine gnadenlose Diktatur. Pia muss sich entscheiden, ob sie auf der Seite der Unterdrücker oder der Unterdrückten stehen will.
Meinung:
„Postakolyptischen Heimatroman“ nennt Anna Mocikat ihr Werk. Als leidenschaftliche Dystopieleserin ist diese Beschreibung doch ein wenig abschreckend, da der Heimatroman ein eigenes Genre bildet – das sich eher mit Dörfern und deren trivialen Geschichten befasst. Bei Heimatromanen muss ich immer an Heidi denken. Die Autorin meint hier aber vermutlich etwas ganz anderes: Der Roman spielt von den Alpen bis München. Damit ist er zwar kein Heimatroman, aber eine Dystopie mit interessantem Setting – wer ärgert sich nicht darüber, dass Dystopien fast immer nur in Amerika spielen und die anderen Kontinente gänzlich ausklammern? Ganz anders in diesem Buch.
Der Roman ist nicht offiziell als Jugendroman ausgezeichnet, trotzdem würde ich ihn in diese Sparte einordnen. Es geht um die jugendliche Protagonistin Pia, die ihrem Dorfleben entfliehen und sich auf die Suche nach ihrem Bruder machen möchte, der vor einigen Jahren gegangen ist, um MUC zu finden – und nicht zurückkam. Obwohl die Handlung anfangs etwas stagniert und der Verlauf sich recht offensichtlich abzeichnet, ist es trotzdem eine interessante Geschichte, die mögliche Schrecken der Zukunft aufzeigt. Das Setting ist auf jeden Fall ein großer Pluspunkt des Romans und es wird immer intensiv eingebunden. Im ortskundigen Leser kommt da schon die Frage auf, bei welcher Stadt es sich zum Beispiel um „Vogelstadt“ handelt. Auch die Idee hinter der Geschichte ist gut, wenn vielleicht auch ein bisschen extrem umgesetzt. Das nimmt dem Roman gleichzeitig etwas von seiner Glaubwürdigkeit, aber ist auch umso eindringlicher. Generell gibt es auch ein paar unlogische Stellen, bei denen nicht alle Puzzleteile sauber zusammenpassen, aber darüber kann man hinwegsehen. Schlimmer waren die manchmal unrealistischen Dialoge und Szenen. Ein bisschen erinnert das Buch an einen karikativen Film. Da Mocikat beruflich Drehbuchautorin ist, könnte das durchaus intendiert sein. Außerdem hat die Autorin eine Neigung dazu, bestimmte Gegebenheiten immer wieder zu betonen, so dass sie einem auf keinen Fall entgehen. Der gravierendste Punkt ist allerdings, dass die Hintergrundgeschichte wirklich nur grob geschildert wird und an Raffinesse vermissen lässt. Der Roman ist an vielen Ecken und Kanten nicht rund, aber gleichzeitig ist das nicht unbedingt wichtig. Die Handlung trägt einen trotzdem, auch wenn es sich hierbei um keine komplexe und überraschende Geschichte handelt und sie sich in eine Richtung entwickelt, die mir persönlich nicht so gut gefallen hat.
Die Protagonistin Pia ist allerdings ein Charakter, mit dem man sich erst einmal anfreunden muss. Pia ist in einem abgelegenen Bergdorf aufgewachsen, mit nichts als den Geschichten ihres Großvaters und dem dummen Geschwätz der Dorfbewohner. Es ist also nicht überraschend, dass Naivität eines ihrer extremsten Merkmale ist. Sie ist genau genommen so naiv, dass man ihr manchmal am liebsten ein Brett vor den Kopf schlagen möchte. Aber abgesehen davon, dass sie naiv und nicht die Hellste ist, ist sie sogar überraschend umgänglich. Generell schließt man die Charaktere schnell ins Herz, weil sie nicht distanziert charakterisiert werden – durchschaubar und eindimensional sind sie deshalb aber trotzdem. Der Charakter, der meiner Meinung nach viel zu kurz kommt, ist Pias Bruder Paul. Dafür, dass sie ihn sucht, denkt sie so gut wie nie an ihn und wenn dann nur in Grundzügen. Man weiß einfach gar nichts über ihn und das ist schade, da es die Motivation der Protagonistin weniger glaubwürdig erscheinen lässt.
Mocikats Schreibstil ist recht simpel, aber dafür umso flüssiger zu lesen. Es ist ganz amüsant wie sie für uns gebräuchliche Wörter einbaut, die Pia zunächst nicht versteht. Zum Beispiel tauchen immer wieder Wörter wie „cool“ oder „abgefuckt“ auf. Anfangs fällt es ein bisschen schwer ins Buch zu finden, da hier noch viele Landschaftsbeschreibungen zu finden sind und Pias Ereignisse nur über sie selbst reflektiert werden, aber das bessert sich schnell.
MUC ist eine Mischung aus enttäuschendem Unterhaltungsroman und interessanter Dystopie. Das Buch hat viel Potenzial, verschenkt es aber leider auch. Trotz allem kann man sich leicht in die Lektüre vertiefen und mitfiebern. Eine detaillierte Hintergrundgeschichte und komplexe Handlung sollte man nicht erwarten, aber trotzdem weiß der Roman zu unterhalten und eine neue Art von Zukunft zu zeichnen, die gar nicht mal so unrealistisch wirkt, wenn man ein Auge zudrückt. Ich persönlich hatte trotzdem Spaß beim Lesen, aber es hat einfach überall ein bisschen gefehlt.
Fazit:
„MUC“ könnte viel mehr sein, bleibt aber leider vor allem ein Unterhaltungsroman mit dystopischen Charakter. Der Roman erzählt von einer Schreckensvision der Zukunft Münchens und besticht dabei mit sympathischen Charakteren, bei denen man allerdings mit Stereotypie rechnen muss. Wer eine komplexe Dystopie sucht, ist hier an der falschen Stelle, aber für zwischendurch ist der Roman durchaus ein Schmankerl.
Inhalt: 3/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Schreibstil: 3/5
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