Sonntag, 24. Juli 2016

[Rezension] Die Herren der Grünen Insel von Kiera Brennan

Titel: Die Herren der Grünen Insel
Autor: Kiera Brennan
Genre: Historischer Roman
Erscheinungsdatum: 15.02.2016
Seiten: 960
Verlag: blanvalet
Format: eBook
ISBN-13: 978-3-641-10352-1
Originalpreis: 15,99€ / 19,99€

Kurzbeschreibung: 
Irland 1166: Die Grüne Insel ist in viele kleine Reiche zersplittert, die sich unerbittlich bekriegen. Könige fechten langjährige Fehden aus, und selbst die friedliebendsten Untertanen werden in den blutigen Machtkampf hineingezogen. Zugleich droht ein gemeinsamer Feind in Irland einzufallen: Henry Plantagenet will die Insel an sich reißen. Werden sich die Herren der Grünen Insel vereinen und sich gegen den König von England stellen? Und welche Rolle spielen der grausame Krieger Ascall und die von ihm entführte Caitlín in diesem Kampf um Macht und Blut? 

Meinung: 
Das Cover des Romans hat mich sofort verzaubert. Es wirkt nicht so standardmäßig wie bei den meisten historischen Romanen. Vorne im Buch gibt es eine Karte Irlands und außerdem eine Aufstellung der Hierarchie. Vorgemerkt wurde außerdem, dass es hinten einen Anhang gibt, in dem die korrekte Aussprache der verwendeten Namen aufgeführt wird. An sich eine sehr gut Idee. Leider ist es beim eBook doch etwas umständlicher mit dem kurzen Blättern, weswegen ich den Anhang erst am Ende angeschaut habe. Dort gibt es nicht nur ein Personenverzeichnis, sondern auch eine Zeittafel und nochmalige Bemerkungen der Autorin zur Historik des Buches. Ich finde es eine schöne Ergänzung, weil man dadurch noch einmal näher erfährt wie nah das Buch wirklich am Geschehen der damaligen Zeit liegt. Die Kurzbeschreibung ist sehr treffend für die Thematik des Buches, auch wenn die Schwerpunkte vielleicht etwas verschoben sind.

Wenn man sich die Zeittafel ansieht, merkt man wie gut es Kiera Brennan gelungen ist ihre Geschichte zu spinnen ohne zu sehr vom wahren Geschehen abweichen zu müssen. Ich bin völlig ohne Vorwissen an das Buch herangegangen und habe daher auch nicht erwartet, dass sich der Roman über mehrere Jahre ziehen würde. Allerdings hat er sich besser entwickelt als ich vermutet hätte. Man lernt das frühere Irland kennen, Eríus Insel, und dabei nicht nur die Oberschicht, sondern eigentlich Menschen aus jeder Schicht. Dabei wird nicht verschleiert wie grausam die Welt damals war und wie schnell sich das Blatt wenden kann. In diesem Fall werden die Fäden vor allem von einem Händler gezogen, den eigentlich niemand so Recht leiden kann, der es aber dennoch schafft alles ins Rollen zu bringen. Aber nicht nur er intrigiert und so vermischen sich mehrere Intrigen miteinander, helfen oder behindern einander. Und das alles fällt natürlich auf die einfache Bevölkerung zurück und selbst auf Burgherren. So sieht man dem Fall und Aufstieg so mancher interessanter Persönlichkeit zu. Es gibt dabei viel Blutvergießen, aber auch List und Tücke und auch zarte Liebesanbahnungen, die mich durchaus überzeugen konnten. Generell taucht man leicht in die damalige Atmosphäre ein.

Sympathie für die Charaktere aufzubringen fällt schnell schwer. Jeder hat Macken und jeder ist nicht so herzensgut wie es anfangs vielleicht scheint. Eher im Gegenteil. Man hat das Gefühl, dass jeder Charakter nur an sich selbst denkt und vor allem ist man auch oft genervt, weil die Charaktere so starrsinnig handeln. Das heißt aber nicht, dass die Figuren nicht gut ausgefeilt worden wären. Tatsächlich hatte ich oft das Gefühl als könnten sie mir draußen auf der Straße direkt über den Weg laufen – wenn man davon absieht, dass ihre Gepflogenheiten und ihre Wildheit für das 21. Jahrhundert nur schwer nachzuvollziehen sind. Einen wirklichen Lieblingscharakter hatte ich nicht, aber manche habe ich dafür umso mehr gehasst, mit manchen hatte ich auch einfach nur Mitleid ob ihrer naiven Art. Am Liebsten waren mir vor allem Ascalls und Roísíns Perspektiven. Da der Fokus des Romans eher auf der Handlung als auf den Charakteren lastet, bekommt man immer nur kurze Einblicke in ihr Leben und die Vorgänge, was aber natürlich auch den vielzähligen Perspektiven zuzuschreiben ist.

Kiera Brennan schafft es, obwohl sie viele vulgäre Begriffe benutzt, die benutzte Sprache dennoch auf hohem Niveau zu halten. Sie nutzt dabei oft melodische, blumige Beschreibungen und Vergleiche, die fast schon lyrischen Charakter haben. Tiefgehende Beschreibungen fallen eher aus. So sind Landschaftsbeschreibungen und dergleichen weniger ausladend als bei historischen Romanen üblich. Dafür spielen alle Charaktere gerne mit Worten, vor allem der Händler Pól. Da allerdings nicht immer viel passiert, wurde das Buch doch ab und an recht langatmig, denn selbst die Dialoge ergießen sich oft über lange Absätze. Wie bereits erwähnt, kann man im Buch die Aussprache der Namen nachschlagen, was bei einigen wirklich nötig ist. Einige Namen kannte ich bereits, aber die meisten stellen einen vor Probleme. Ich finde aber gut, dass die Autorin dennoch vermehrt auf irische Originalnamen gesetzt hat, da dies die Authentizität erhöht.

Ich hatte eigentlich gehofft, dass Spannung in diesem Buch einen höheren Stellenwert hat, wurde aber leider enttäuscht. Natürlich wird es an manchen Stellen spannend, aber oft war ich nach einem Perspektivträger schon wieder erschöpft vom Lesen, weil das Geschehen sehr ausführlich und umfangreich erzählt wird. Das ermöglicht einen besseren Einblick in die Hintergründe der Zeit, aber hilft der Geschichte nicht den Leser zu fesseln. Das gelang erst gegen Ende, als viele Perspektiven langsam aufeinander trafen und man so gespannt darauf lauert wie diese Zusammenstöße ablaufen würden. Obwohl ich mich durch das Buch die meiste Zeit eher durchbeißen musste, habe ich am Ende sogar eine Träne vergossen, da die sehr zarte und nicht ausgeschlachtete Liebesbeziehung mich bewegt hat, auch wenn ich nicht unbedingt hinter ihr stand. Normalerweise weine ich bei Romanen sehr selten bis gar nicht. Letztendlich war das Ende an sich aber dennoch etwas enttäuschend. Bei der Auflösung um Krakas Plan hatte ich mehr erwartet.

Fazit: 
Auf historischer Ebene glänzt dieser Roman und ist auf jeden Fall interessant für jeden, der sich für Irlands Geschichte und frühere Kultur interessiert. Dabei bekommt man tiefe Einblicke. Wer hier allerdings auf einen schlachtenreichen Roman hofft, der viel Spannung bietet, sollte die Finger davon lassen, denn dies bietet das Buch keineswegs.

Gesamt: 3/5

Inhalt: 4/5
Charaktere: 3/5
Schreibstil: 4/5
Lesespaß: 2/5

2 Kommentare:

giselas lesehimmel hat gesagt…

Liebe Diana

Ich denke, das Buch ist was für mich. Eine schöne Besprechung von dir.

LG, Gisela

Gwee hat gesagt…

Hallo Gisela!

Es freut mich, dass dir meine Rezension gefallen hat.

Liebe Grüße,
Diana

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