Montag, 31. Juli 2017

[Rezension] Dragon Lords - Das Gold der Narren von Jon Hollins

Titel: Das Gold der Narren
Reihe: Dragon Lords
Band: 1
Autor: Jon Hollins
Genre: High-Fantasy
Erscheinungsdatum: 13.06.2017
Seiten: 672
Verlag: Heyne
Format: Taschenbuch
ISBN-13: 978-3-453-31847-2
Originalpreis: 15,99€

Klappentext: 
Spätestens seit Der Hobbit weiß jeder, dass Drachen schlechte Herrscher sind, die den ganzen Tag auf ihrem Goldschatz sitzen, die Steuern erhöhen und ihren Untertanen das Vieh von der Weide fressen. Das bekommt auch der arme, aber unbescholtene Bauer Will Fallow zu spüren, als eines Tages die Soldaten des Drachenkönigs Mattrax auf seiner Schwelle stehen, um ihn wegen Steuerhinterziehung in den Schuldturm zu werfen. In letzter Sekunde gelingt es Will, in die nahe gelegenen Wälder zu fliehen, wo er einer kleinen Gruppe von Rebellen begegnet. Gemeinsam ziehen sie nun gegen die Drachen in den Kampf, um sich ihr Gold zurückzuholen ... 

Meinung: 
Dieser Roman kommt äußerlich sehr schlicht daher. Das englische Cover macht eigentlich mehr her. Verdient hätte das Buch jedenfalls ein weniger bescheidenes Cover. Beworben wird es als eine Mischung aus Der Hobbit und Guardians of the Galaxy, zwei zurzeit ziemlich populären Fandoms. Stellt sich natürlich die Frage, ob der Auftakt der neuen High-Fantasy-Reihe seinem Ruf auch gerecht wird.

Die Handlung des Romans ist gleichzeitig recht vorhersehbar, aber dennoch nicht weniger unterhaltend. Zunächst einmal fällt der nicht enden wollende Schatz an Scherzen auf, die der Autor trotzdem immer frisch wirken lässt. Da kommt kein Augenrollen auf. Der Humor ist stattdessen ein großer Pluspunkt, denn ansonsten würde die Handlung nicht halb so gut ankommen. Neben dem Humor kommen hier auch Actionszenen nicht zu kurz. Da wird gekämpft, was das Zeug hält. Schon am Anfang geht es schnell zur Sache und der Protagonist wird direkt in eine Existenzkrise gestürzt. Besonders gut fand ich auch die Entwicklung der Pläne. Die Prämisse dieses Bandes ist ja der Plan, die Drachen ihres Goldes zu berauben. Dafür wird aber auch eine gute Strategie benötigt und anstatt direkt perfekt zu sein, verbessert diese sich nach und nach. Insgesamt passiert in diesem Buch einfach immer etwas – und wenn es nicht actionreich zugeht, dann zumindest humorvoll.

Die Protagonisten bilden hier eine typische Heldengruppe. Zum einen wäre da Will, Bauernsohn und kluger Kopf der Gruppe. Lette und Balur sind quasi die Haudegen der Geschichte. Während Lette wie eine agile, toughe Amazonenattentäterin daherkommt, haut Balur einfach nur drauf und ergötzt sich daran zu töten. Quirk ist die Magierin der Geschichte, hat dieser aber abgeschworen und möchte sich lieber der Wissenschaft widmen. Zuletzt ist da noch Firkin, Säufer und früherer Mentor Wills. Seine Rolle ist einfach nur das Unfug stiften, wenn auch auf interessante Weise. Insgesamt geben die Fünf eine wirklich amüsante und diverse Gruppe ab. Jeder hat seine Eigenarten und Motive und diese kommen auch sehr stark hervor. Sie sind sehr sympathisch und alle auf ihre Art konfliktbeladen.

Der Schreibstil des Romans ist wirklich außergewöhnlich. Der Autor hat sich durchaus etwas dabei gedacht und das merkt man allein schon an den Dialogen. Balur zum Beispiel hat eine ganz eigene Art zu reden und benutzt immer wieder Wörter wie „dieserweise“ oder „trauernderweise“. Ansonsten ist der Schreibstil vor allem derb gehalten. Es sprudelt an Beleidigungen und brutalen Beschreibungen. Die Charaktere sind sich für keine Wortwahl zu schade. Und dann kommt da noch dieser teilweise morbide Humor hinzu, der dem Ganzen das Krönchen aufsetzt. Beim Einstieg ins Buch zweifelt man zwar zunächst daran, ob die Kombination aus Handlung und Schreibstil so funktionieren kann, aber sie kann es ganz klar.

Dieser neue Reihenauftakt ist vor allem erfrischend. Die Idee ist lustig und unterhaltsam. Wer richtig klassische High-Fantasy erwartet, wird vermutlich enttäuscht, dafür hat dieser Roman andere Stärken, die er gekonnt ausspielt. Es mag kein Buch sein, das einen völlig von den Socken haut oder zum tagelangen Grübeln einlädt, dafür ist es aber definitiv ein Stimmungsaufheller. Gerade auch die Tatsache, dass man zwischendurch ab und zu mal vor die Frage gestellt wird, wie es nun weitergeht, erzeugt unerwartete Spannung.

Fazit:
Dragon Lords – Das Gold der Narren ist etwas für jene, die mal wieder etwas Anderes lesen wollen, aber sich nicht vom Fantasygenre trennen können. Dieser Roman ist zwar vielleicht etwas realitätsfern, aber dafür spritzig und überzeugt mit einer ausgewogenen, sympathischen Heldengruppe, bei der man manchmal nur den Kopf schütteln kann.

Inhalt: 3/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Schreibstil: 4/5

Gesamt:

2 Kommentare:

Histolicious hat gesagt…

Morgen,

schöne Rezi. Ich hatte das Buch bei Skoobe angeklickt, weil mir das Cover gefallen hat. Allerdings war ich gleich vom Klappentext abgeschreckt worden.
Ich mag es nicht, dass er gleich mit einem Vergleich zum Hobbit einsteigt. IMHO sollte ein Buch erst mal für sich selber stehen, und nicht ein anderes heranziehen, um die Story zu erklären.

Nach dem lesen deiner Rezi weiß ich jetzt, dass das Buch nichts für mich ist.

Ich mag "Heldenreise" als Plotgerüst eh nicht sonderlich. Ich mag lieber urbanes Herumschleichen in Großstädten, als hier hin und dort hin wandern mit einer Gruppe, die, nachdem man schon einiges an Fantasy gelesen hat, auch nicht mehr neu ist.
Bauernsohn + Magier + Krieger = klassische Line-Up, dass jeder DoD-Rollenspieler aus dem FF kennt. Und auch die Beschreibung der Charaktere, reizt mich nicht wirklich, das Buch in die Hand zu nehmen.

Noch dazu ist die Tatsache, dass das Buch humorig ist, nicht meins. Ich mag keine so lustigen Bücher. Ein Charkater der die Strenge mal auflockert okay. Ein Devil-may-care Protagonist, der erst mal macht und dann eventuell erst nachdenkt, auch in Ordnung. Aber ein ganzes Buch, dass versucht auf der einen Seite klassische High-Fantasy, aber auf der anderen Seite auch noch lustig zu sein. Nein.

Ich glaube ich wäre auf Seite 50 schon so genervt, dass ich mir das Teil gegen den Kopf schlagen würde :)

lg
Nadine

Gwee hat gesagt…

Huhu Nadine!

Das mit dem Vergleich kann ich nur bestätigen. Ich finde auch, dass Bücher das nicht nötig haben, aber Verlage wollen damit reizen und ich glaube sogar, dass der Autor selbst da gar nicht so viel für kann. Meistens wird man als Autor sogar noch gefragt, ob einem ähnliche Bücher einfallen, um besseres Marketing betreiben zu können. Dass das am Ende zu falschen Hoffnungen beim Leser führt oder eben zur Abschreckung, ist dann halt ein Nebeneffekt.

Ich kann dich voll verstehen. Man muss sich wirklich auf das Buch einlassen und High Fantasy auch mögen, sonst funktioniert das Buch nicht. Ich selbst fand ja gerade, dass das Buch auf der inhaltlichen Ebene besser hätte sein können. Wenn man es als Parodie sieht - und Parodien sind ja qualitativ immer absichtlich etwas schlechter - kann man damit leben, aber alleinstehend kann man das Buch nicht wirklich sehen.

Liebe Grüße,
Diana

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