Freitag, 8. Juli 2016

[Rezension] Noir von Jenny-Mai Nuyen

Titel: Noir
Autor: Jenny-Mai Nuyen
Genre: Urban Fantasy
Erscheinungsdatum: 01.10.2012
Seiten: 384
Verlag: Rowohlt
Format: Broschur
ISBN-13: 978-3-86252-028-2
Originalpreis: 14,95€

Kurzbeschreibung: 
Nino Sorokin ist dabei, als der Unfall geschieht. Seine Eltern sterben, ihm bleibt eine besondere Gabe: Er sieht den Tod eines jeden ­Menschen voraus. Auch den eigenen. Von nun an ist er besessen von der Frage, wie man das Schicksal überlisten kann. Er weiß, er wird nur 24 Jahre alt – und sein Geburtstag rückt immer näher. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Ninos Suche führt ihn zu einem geheimen Zirkel von Mentoren, die Seelen sammeln. Und er begeht den größten Frevel, den der Zirkel kennt: Er verliebt sich in eine der Seelenlosen. In die geheimnisvolle Noir, die bereits auf der Schwelle zum Jenseits steht ... 

Meinung:
Die Gestaltung des Buches mag ich ziemlich gern. Das Cover zeigt eingeschlagenes Glas und ist tatsächlich so dargestellt, dass man die feinen Risse spüren kann. Ansonsten ist es recht schlicht und passt damit zum Grundkanon des Buches. Die Kapitelunterteilung in diesem Buch ist etwas ungewöhnlich. Einmal gibt es JETZT und dann die verschiedenen Kapitel in Zahlen unterteilt. Vor jedem JETZT ist eine Abbildung einer splitternden Glasscheibe zu sehen. Die Kurzbeschreibung hält sich sehr nah am tatsächlichen Inhalt des Buches. Nur die letzten Sätze würde ich vielleicht ändern. Es macht zwar neugierig, aber ist nicht ganz korrekt. Der Klappentext ist ein Auszug aus dem Prolog.

Rein handlungstechnisch hat mir das Buch gar nicht gefallen. Das was passiert, ist nicht wirklich spannend und hat mich irgendwie auch kalt gelassen. Die Handlung plätschert eher dahin. Ich konnte mich nicht richtig in die Umgebung einfühlen, weil sie viel zu weltfremd war. Und dadurch konnte mich die Handlung auch nicht packen. Es geht um Drogen, Gläserrücken und diese in der Kurzbeschreibung erwähnten Mentoren und Seelenlosen, wobei letztere beiden erst sehr spät zum Thema werden, zusammengefasst: Eine sehr bizarre Geschichte. Die ersten ca. 150 Seiten ziehen sich sehr hin. Danach hatte ich das Gefühl endlich in der Geschichte drin zu sein, aber spätestens, nachdem das JETZT mit den anderen Kapiteln verschmilzt, kam ich nicht mehr mit. Ich weiß auch genau, woran es liegt. Das Buch hat einen ganz besonderen Clou, der auch wirklich toll durchdacht ist und mir gefällt. Die Sache ist nur: Das macht für mich den ganzen Roman irgendwie unnötig, denn alles zwischen Anfang und Ende wird genau durch diesen Clou relativiert. Ich hatte mehr von der Geschichte erwartet. Vor allem Erklärungen. Aber das Ende lässt einen eher frustriert, ernüchtert und voller Fragen zurück.

Nino ist ein sehr distanzierter Perspektivträger. Um ehrlich zu sein konnte ich mich kein bisschen mit ihm identifizieren oder seine Persönlichkeit in Ansätzen erahnen, weil er so blass bleibt. Ich vermute ja, dass das so gewollt ist, aber leicht gemacht hat es mir das Lesen dennoch nicht. Auch die meisten anderen Charaktere sind eher seltsam und nicht wirklich sympathisch oder nachvollziehbar. Die einzige Person, die ich sehr mochte, war Katjuscha, Ninos Schwester. Das waren die einzigen Male, bei denen ich wirklich etwas spürte: Wenn Nino über sich und seine Schwester nachdachte oder etwas mit ihr machte. Weil diese Beziehung wirklich wunderschön geschrieben ist und man merkt wie sehr beide sich lieb haben, obwohl sie irgendwie doch beide völlig unterschiedlich sind.

Dies ist nicht mein erstes Buch von Jenny-Mai Nuyen und ich kannte ihren Schreibstil bereits aus einem anderen Roman. Mir persönlich gefällt er sehr gut. Sie schafft es ihn gut an die Thematik des Buches anzupassen. Dennoch muss ich sagen, dass ich gerade die JETZT-Kapitel furchtbar fand. Nicht zwingend wegen dem Schreibstil an sich, aber dieser Abstraktheit darin und dem Versuch diese Sequenzen geheimnisvoll wirken zu lassen. Nun, das ist ihr gelungen. Sie sind zwar teils poetisch und passen wirklich gut zu dem, was sie mit dem Buch ausdrücken will, aber für mich zog sich das Buch furchtbar hin und jedes JETZT hätte ich am liebsten übersprungen.

Das Buch an sich ist eigentlich nicht schlecht und wie gesagt: Die Thematik ist eigentlich sogar sehr raffiniert und schön durchdacht…aber mit der Umsetzung konnte ich nichts anfangen. Ich würde sagen, das Buch ist sehr tiefgründig und regt sehr zum Denken an, aber da das Ende erst auf den letzten Seiten offensichtlich wird, ist fragwürdig, ob man sich früh genug richtig mit der Thematik auseinandersetzt. Dann könnte es gewiss ein interessantes Leseerlebnis werden, aber so oder so: Mir hat es nicht so gut gefallen. Für mich blieb alles blass und bis zum Ende hin unnachvollziehbar. Und dann war ich eher verbittert, auch wenn das Ende zumindest erklärt hat, dass meine Verwirrung über die Geschehnisse begründet sind und ich nicht etwas übersehen habe.

Fazit: 
Jenny-Mai Nuyen ist mit diesem Roman an eine sehr schwierige Thematik herangegangen und setzt sie auf interessante Weise um. Leider ist der Hauptteil der Handlung für den Leser aber leider zu abstrakt und distanziert. Spannung kommt kaum auf und das Ende ist eher wie ein Befreiungsschlag, wenn auch doppeldeutig.

Gesamt: 3/5

Inhalt: 3/5
Charaktere: 2/5
Lesespaß: 2/5
Schreibstil: 4/5

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