Freitag, 15. Juli 2016

[Rezension] Evolution: Die Stadt der Überlebenden von Thomas Thiemeyer

Titel: Die Stadt der Überlebenden
Reihe: Evolution
Band: 1
Autor: Thomas Thiemeyer
Genre: Dystopie, Jugendbuch
Erscheinungsdatum: 04.07.2016
Seiten: 360
Verlag: Arena
Format: Hardcover
ISBN-13: 978-3-401-60167-0
Originalpreis: 16,99€

Kurzbeschreibung: 
Evolution ist unaufhaltsam. Evolution ist unausweichlich. Sie macht vor niemandem Halt. Auch nicht vor uns. 
Eine Gruppe von Austauschschülern muss auf dem Weg in die USA notlanden. Als Jem und Lucie die Landebahn des Denver Airports betreten, ist die Welt plötzlich nicht mehr wie sie war: Der Asphalt überwuchert, das Terminal menschenverlassen, überall lauern Gefahren. Vor allem Tiere haben es auf die Neuankömmlinge abgesehen. Was ist bloß geschehen? Auf der Suche nach Antworten erfahren die Jugendlichen von ein paar Überlebenden in einer verschollenen Stadt. Doch wie sollen sie sie erreichen, wenn die ganze Erde sich gegen sie verschworen hat? Eine atemberaubender Wettlauf beginnt - denn überleben können nur die Stärksten. 

Meinung: 
Die Gestaltung des Romans gefällt mir sehr gut. Vor allem das Cover hat es mir angetan. Ich liebe diese Bilder von dystopischen Welten, in denen die Natur sich ihr Hab und Gut Stück für Stück wieder zurück erobert hat. Deswegen gefällt mir die Illustration auch so gut, auch wenn die gezeichnete Szene im Buch selbst nicht vorkommt – oder ich hab etwas verpasst. Die Kapitelanfänge haben mich anfangs etwas verwirrt. Am Anfang der ersten Kapitel steht immer der Name des Perspektivträgers in abgehobenen Lettern, allerdings wird später klar, dass das nicht immer ein Anzeichen für den Perspektivträger ist. Es wird einfach nur das erste Wort des Kapitels abgehoben. Zwischen den Kapiteln gibt es ab und an eine schwarze Seite, die ein eigenes Kapitel ist und wohl die Sicht von den einheimischen Wesen zeigen soll. Das war auf jeden Fall eine interessante Art mehr Spannung ins Buch zu bekommen. Am Ende des Buches bekommt man noch einen Ausblick darauf wie die zwei Folgebände heißen werden und wann sie erscheinen sollen. Die Kurzbeschreibung passt gut und macht neugierig.

Das Thema des Romans hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen. Es geht um eine gruppe Schüler, die unterwegs in die USA sind und feststellen müssen, dass diese sich ganz schön verändert haben. Am Denver Airport ist es nämlich menschenleer und komplett verwildert. So richtig erklären kann sich das keiner, aber wichtiger ist noch das Überleben: Denn diese seltsame Welt ist den Schülern keineswegs wohlgesonnen. Und so machen sie sich auf die Suche nach Überlebenden. Ich muss sagen, ich bin sehr gespannt wie der Autor das Ganze letztendlich erklären will, weil ich die Flugzeugturbulenzen etwas unglaubwürdig fand, aber an sich ist das Thema trotzdem sehr gut inszeniert und spannend. Und das Buch hält sich mit Gewalt auch nicht zurück. Es passieren schlimme Dinge und die Jugendlichen versuchen verzweifelt dem zu entkommen. Dabei erleiden sie aber auch Rückschläge. Manche Entscheidungen fand ich fragwürdig, aber wahrscheinlich wird in den folgenden Büchern noch erläutert wie sich das aufs Weitere auswirkt. Das Buch endet recht offen und mit einem Hauch eines Cliffhangers. Und auf den letzten Seiten zeichnet sich ab, dass das vermeintliche vorläufige „Happy End“ vielleicht doch keines ist. Für eine Dystopie ist dieses Buch auf jeden Fall originell und durchaus spannend.

Die beiden Protagonisten Jem und Lucie sind etwas ungewöhnlich, aber überwiegend sympathisch, auch wenn es mir schwer fiel mich mit einem von ihnen zu identifizieren. Etwas seltsam fand ich ihr Verhältnis zueinander, da es manchmal durch die Wortwahl so anklingt als würden sie sich nicht erst seit kurz vor dem Abflug kennen, sondern schon viel länger. Auch fand ich ihre Faszination füreinander etwas übertrieben, da irgendwie die Chemie nicht so recht stimmen will. Mir kam es einfach erzwungen vor. Marek fand ich anfangs übrigens eigentlich schon fast zu nett, wenn man bedenkt wie negativ er eigentlich beschrieben wird. Später hat er seinem Ruf zwar alle Ehre gemacht, aber anfangs fand ich ihn sogar ganz nett, was nicht zu Jems oder Lucies Bild von ihm gepasst hat. Die anderen Charaktere sind auch alle etwas sonderlich, aber zusammen ergeben sie alle zumindest ein gutes Team. Etwas schade fand ich, dass die Erwachsenen in diesem Buch sehr hintenan gestellt werden – und das fast schon mit Absicht.

Der Schreibstil ist sehr zugänglich. Es gibt wenig lange Absätze und viel Handlung, wodurch ein hohes Tempo erzeugt wird. Außerdem werden eher parataktische Sätze, also Hauptsätze, verwendet und geben damit auch authentisch die Gedanken der Perspektivträger wieder. Man hat sofort ein genaues Bild vor Augen, was passiert, obwohl eigentlich sparsam mit Beschreibungen umgegangen wird. Aber gerade weil nicht zeilenlang die Umgebung beschrieben wird, entsteht eher eine Art Film im Kopf, was durch die Handlungen betont wird.

Zwischendrin war ich immer wieder etwas skeptisch und ich bin auch nicht sicher, ob mir gefällt worauf der zweite Roman wohl hinausläuft, aber auf jeden Fall habe ich im ersten Band mitgefiebert und ab der Hälfte war es so spannend, dass ich nicht mehr pausieren konnte. Tatsächlich habe ich die Dystopie an einem einzigen Tag verschlungen. Mir hat es sehr gefallen, gerade weil es mal ausnahmsweise nicht direkt um irgendwelche Systeme geht, aus denen der Protagonist auszubrechen versucht. Hier ist es eher das Gegenteil. Die Protagonisten werden in eine unbekannte Welt geworfen, die den USA, die sie kennen, nicht einmal ansatzweise gleicht. Evolution ist echt ein tolles und interessantes Thema für eine Dystopie und es wurde ja fast schon Zeit, dass jemand mal auf die Idee kam.

Fazit:
Eine neue Dystopie, die sich von den anderen durchaus abhebt. Hier steht nicht die Liebe im Mittelpunkt, sondern Handlung und Action. Es passiert sehr viel und man taucht schnell in das Buch ein. Von mir gibt es eine klare Empfehlung. Das Buch hat zwar auch seine Schwächen, aber das Gesamtpaket kann voll überzeugen und ist gerade für Jugendliche und Dystopieliebhaber der Auftakt einer vielversprechenden Reihe.

Gesamt: 4/5

Inhalt: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Schreibstil: 5/5

3 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Hey Gwee,

deine Rezension ist großartig! Ich konnte alle deine Punkte gut nachvollziehen und verstehen, ohne das Buch selbst gelesen zu haben. Deine Rezension ist wirklich schön ausführlich ohne zu Spoilern und du hast mich jetzt unglaublich heiß auf dieses Buch gemacht. Es ist direkt auf meiner WuLi gelandet. :)

Liebe Grüße
Andrea

Gwee hat gesagt…

Huhu Andrea!

Vielen lieben Dank. :) Freut mich, dass ich dich mit meiner Rezension überzeugen konnte.
Vor allem was Spoiler betrifft, bin ich immer sehr vorsichtig und versuche nicht zu viel zu verraten, aber auch nicht den Roman zu schwammig zu beschreiben. Das ist ja immer ein schmaler Grat, auf dem man wandern kann.

Liebe Grüße,
Diana

Martin hat gesagt…

Danke dir für die Rezension. Hab das Buch vor kurzem bereits beim Stöbern entdeckt und es ist mal auf meine Wunschliste gewandert, nun möchte ich es umso mehr haben :-)

Gruß Martin

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