Sonntag, 10. Juli 2016

[Rezension] Erebos von Ursula Poznanski

Titel: Erebos
Autor: Ursula Poznanski
Genre: Jugendthriller
Erscheinungsdatum: 07.01.2010
Seiten: 488
Verlag: Loewe
Format: Taschenbuch
ISBN-13: 978-3-7855-7361-7
Originalpreis: 9,95€

Kurzbeschreibung: 
In einer Londoner Schule wird ein Computerspiel herumgereicht – Erebos. Wer es startet, kommt nicht mehr davon los. Dabei sind die Regeln äußerst streng: Jeder hat nur eine Chance. Er darf mit niemandem darüber reden und muss immer allein spielen. Und wer gegen die Regeln verstößt oder seine Aufgaben nicht erfüllt, fliegt raus und kann Erebos auch nicht mehr starten. Erebos lässt Fiktion und Wirklichkeit auf irritierende Weise verschwimmen: Die Aufgaben, die das Spiel stellt, müssen in der realen Welt ausgeführt werden. 
Auch Nick ist süchtig nach Erebos – bis es ihm befiehlt, einen Menschen umzubringen… 

Meinung: 
Der Roman ist mit seinem Cover ein richtiger Eyecatcher. Es ist wahrlich nicht das schönste Cover, aber mir gefällt es und es passt auch zum Buch. Eigentlich mag ich es nicht, wenn die Kurzbeschreibung vorne im Buch steht und nicht auf der Rückseite, aber hier kann man damit leben, denn der Text dort macht deutlich neugieriger. Die Kurzbeschreibung ist eigentlich ganz gut. Der letzte Satz hätte vielleicht nicht zwingend sein müssen, aber er macht den Roman natürlich noch interessanter. Besonders mag ich wie schlicht der Roman gestaltet wurde.

Der Roman beschäftigt sich mit einer sehr aktuellen Thematik, die Poznanski tatsächlich gut umsetzt. Dabei war ich erstaunt wie gut es ihr gelungen ist das Thema auf den Punkt zu bringen. Einerseits war ich wie Nick süchtig nach diesem Computerspiel, andererseits hatte ich die ganze Zeit im Hinterkopf wie böse das Spiel eigentlich ist. Dass alle einander gegenüber misstrauisch sind und die Spieler gegenüber Nichtspielern plötzlich etwas Besseres sind, zeigt dies auch nochmal deutlich. Am Anfang erlebt man vor allem wie Nick sich in die Welt von Erebos einlebt und das ist so anschaulich geschrieben, dass man wirklich selbst am liebsten anfangen würde zu spielen. Bis zum Ende hin bleibt der Roman spannend, wahrscheinlich auch weil das genauso gut einem selbst passieren könnte. Es ist realistisch und zeitnah. Dass Jugendliche sich manchmal in Computerspielen verlieren, ihre Eltern und die Schule ignorieren und kaum noch das Haus verlassen, ist gar nicht so unüblich. Die Handlung fand ich nur geringfügig vorhersehbar, das waren dann aber auch Punkte, die nicht so bedeutend waren.

Nick ist ein überwiegend sympathischer Charakter. Manchmal ist er etwas nervig gewesen, aber ich konnte seine Gedanken immer nachvollziehen. Er hat typische Probleme für sein Alter, die mit eingeflochten werden. Zum Beispiel ist er in ein Mädchen verliebt, das ihn nicht wahrzunehmen scheint. Auch die anderen Charaktere wirken sehr glaubwürdig, wie aus dem Leben gegriffen und als könnte man ihnen jederzeit an der nächsten Straßenecke begegnen. Nicht alle sind sympathisch, aber da wir das Geschehen aus Nicks Perspektive betrachten, müssen sie das auch nicht sein. Im Gegenteil. Ihnen allen merkt man an, dass sie weder gut noch böse sind, sondern vielschichtig und geleitet von eigenen Motiven.

Poznanski hat einen sehr direkten Schreibstil. Keine blumigen Beschreibungen oder Jonglieren mit vielen Adjektiven. An keiner Stelle las sich der Roman zäh oder langatmig. Im Gegenteil. Zudem hatte ich sofort ein Kopfkino vor Augen, was wahrscheinlich vor allem daran liegt, dass Poznanski Verben – und damit Handlungen – in den Vordergrund rückt wie bei einem Drehbuch. Für die reale Welt und das Spiel verwendet die Autorin zwei verschiedene Zeitformen, um die Unterscheidung deutlich zu machen. Die reale Welt wird im Präteritum erzählt, die Spielwelt im Präsens, was letzterer – zumindest meinem Gefühl nach – einen gewissen Temposchub gibt.

So wie Nick kaum mit dem Spielen aufhören konnte, ging es mir mit dem Lesen dieses Buches. Ich hab dafür jede freie Minute genutzt, die ich hatte. Und war genervt, wenn ich aufhören musste. Es war mein erster Roman der Autorin und er hat mich voll überzeugen können. Ich liebe das Thema und dessen Inszenierung. Vor allem konnte ich mit Nicks „Besessenheit“ sogar gut mitfühlen. Das half sogar umso mehr dabei die Angelegenheit kritisch zu betrachten. Immerhin erlebt man dadurch beide Perspektiven, die eigene Außenstehende und die eines „Insiders“.

Fazit: 
Jenen, die gesellschaftskritische Romane suchen oder Romane über Computerspiele, kann ich „Erebos“ nur ans Herz legen. Ich denke, das Buch ist sowohl für Jugendliche als auch Erwachsene ansprechend. Außerdem ist es feinste Unterhaltungsliteratur, die aber keineswegs trivial, sondern originell ist. Vor allem Spannung treibt die Handlung an.

Gesamt: 5/5

Inhalt: 5/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 5/5
Schreibstil: 5/5

2 Kommentare:

Anja Druckbuchstaben hat gesagt…

Hey =)

Dieses Buch befindet sich schon gefühlte 100 Jahre auf meiner Wunschliste und jedes gefühlte Jahr davon, sind offensichtlich zwei zu viel =).
Immer wenn ich mal wieder eine begeisterte Rezension dazu lese, hab ich ein schlechtes Gewissen. Wenn mir das Buch das nächste Mal in die Quere kommt, schlag ich zu =)

LG
Anja

Gwee hat gesagt…

Huhu Anja!

Also, ich kann es echt nur empfehlen. Damit tust du deinem Bücherregal auf jeden Fall etwas Gutes - und dir selbst natürlich auch. ;)

Liebe Grüße,
Diana

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