Mittwoch, 20. Juli 2016

[Rezension aus dem Archiv] Der Trakt von Arno Strobel

Titel: Der Trakt
Autor: Arno Strobel
Genre: Thriller
Erscheinungsdatum: Mai 2010
Seiten: 369
Verlag: Fischer
Format: Taschenbuch
ISBN-13: 978-3-596-18631-0
Preis: 8,95€

Kurzbeschreibung: 
Man hat ihr alles genommen. Nur nicht die Angst. Stell dir vor, dein Mann sagt, er hat dich noch nie gesehen, und Leute sagen, du hat nie ein Kind gehabt. Wem kannst du trauen, wenn niemand dir glaubt? Und wer bist du wirklich? 

Inhalt: 
Sybille wacht nach zwei Monaten in einem Kellerraum, in dem sie eingesperrt war, und kann durch Glück flüchten. Schnell muss sie feststellen, dass nichts ist, wie es scheint. Ihr Mann kennt sie nicht mehr, –auf den Fotos steht an ihrer Stelle eine andere, ihr Sohn wird von allen verleugnet, aber doch kennt sie jede Einzelheit aus ihrem Leben. und jeder behauptet, sie wäre nicht Sybille Aurich. Eine alte Frau bietet ihr im unmöglichsten Fall Hilfe an, die Polizei arbeitet gegen sie und dann ist da noch Christian Rössler, dessen Schwester das gleiche Schicksal erlitten hat. Aber wem kann sie wirklich trauen? Und was ist mit ihrem Sohn passiert?

Erster Satz: 
Als Sybille sah, wie ihr Junge auf den Beifahrersitz des fremden Autos gezogen wurde, erstarrte sie. 
Meinung: 
Das Cover ist sehr schlicht. Schwarz und ein farbig passendes Motiv von einem langen Gang. Zwischen Autor und Titel ist eine Menge Platz frei – das wirkt nicht sehr schön und man hätte es vielleicht anders lösen können. Die Rückseite ist auch sehr sparsam und wieder wird eine Menge Platz freigelassen. Ein paar Kommentare hätten sicher nicht geschadet. Ganz vorne und hinten im Buch ist ein Foto vom Autor und vorne eine kurze Biografie und hinten ein knappes Interview, was ich schön gemacht finde. Die richtige Inhaltsbeschreibung findet man erst auf Seite 2. Hinten ist auch noch eine Leseprobe zu Strobels neuem Roman „Das Wesen“. Die Absätze sind meistens recht lang, aber das hat mich nicht gestört. Zu viele Absätze wären hier nicht sinnvoll gewesen. Die Schrift passt auch gut und wirkt so schlicht wie das Cover. Die Größe ist gut gemacht. Die Kapitel sind aus Sybilles und Hans Sicht geschrieben, was nützlich ist, um beide Seiten zu verstehen.

An Handlung hat es wirklich nicht gefehlt. Man könnte fast sagen, es ist zu viel Handlung da, aber eigentlich ist alles fürs Weitere nötig. Man sollte aber wirklich aufpassen und es vielleicht auch nicht über einen längeren Zeitraum lesen, da es manchmal verwirrend sein kann. Sybille weiß nie, wem sie nun trauen kann und besonders gegen Ende gibt es immer wieder neue Überraschungen. Bei niemandem ist die Identität wirklich klar. Das Ende ist eher unerwartet, aber auf keinen Fall schlecht. Ich persönlich fand es aber eher traurig. Als Leser sollte man sich auf die skurrilsten Ereignisse gefasst machen und harmlos ist dieser Roman ganz sicher nicht. Immer wieder gehört jemand anderes zu den Bösen. Und dennoch kann man die Geschehnisse noch überblicken.

Die Charaktere haben so viel Tiefe wie nötig und möglich. Natürlich werden die Meisten nur dürftig charakterisiert und man erfährt wenig über sie, damit der Leser nicht schon direkt zu viel weiß. Über Sybille erfährt man natürlich viel mehr und sie erzählt viele Ausschnitte aus ihrem Leben, aber richtige Charakterzüge kommen nicht hervor. Im Grunde gibt das Buch ohnehin nicht viele Möglichkeiten die Charaktere genauer kennenzulernen. Man muss sich eher mit einer groben Beschreibung zufrieden geben, aber mich hat das wenig gestört. Es hätte das Buch vielleicht sogar langweiliger gemacht – und das Ende womöglich offensichtlicher.

Strobels Schreibstil ist ebenfalls schlicht. Wenn ich es beschreiben müsste, würde ich sagen, sein Schreibstil ist für die breite Masse gemacht. Weder zu modern, noch zu altmodisch. Er schreibt keinesfalls schlecht. Das möchte ich damit nicht sagen. Für Kinder wäre das Buch nichts, ansonsten sollte jeder dazu imstande sein diesen Roman zu verstehen. Es gibt wirklich viel wörtliche Rede, wodurch es sich einfacher lesen lässt. Wenn ein Charakter nur seitenlang Monologe führt, hat man ja auch keine Lust mehr, aber hier würde ich sagen, gibt es genug wörtliche Rede, um das zu vermeiden, zumal die Handlung auch nicht zu wünschen übrig lässt. Ich konnte das Buch nicht mehr weglegen, womit ich sagen will: Es ist auch nicht zu anstrengend, sondern wirklich flüssig lesbar. Strobel hat es auch gut geschafft, sich in eine Frau einzufühlen. Viele Autoren schreckt das andere Geschlecht ja eher ab.

Mir hat "Der Trakt" gut gefallen, besonders die Handlung. Ich muss zugeben, dass es schwierig ist, sich zu konzentrieren und einen Überblick über alles zu behalten – sowohl über Strobels Schreibstil als auch über die Handlung. Ich kann nicht wirklich sagen, ob der Roman meine Erwartungen gedeckt hat. Ich fand ihn wirklich gut, aber ich habe mit einem anderen Handlungsverlauf gerechnet. Naja, das ist nichts Schlechtes und eigentlich finde ich es sowieso viel besser, wenn Bücher nicht so enden, wie ich gedacht habe. Sonst erscheinen sie mir als zu offensichtlich. Sybilles Geschichte ist aufwühlend und sehr verstrickt. Wie könnte man sie nicht mögen?

Fazit: 
Für Thrillerfans ist dieses Buch sicherlich keine schlechte Wahl. Es ist spannend, nicht sofort durchschaubar wie es ausgeht und gut durchdacht. Man kann gut spekulieren - Krimifans aufgehorcht - und hat natürlich die Möglichkeit, das Ende zu erahnen. Wer weniger viel von Geschwafel und mehr von geradlinigen Geschichten hält, in denen der rote Faden immer verfolgt wird, hat ein gutes Buch gefunden.

Gesamt: 4/5

Handlung: 5/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 5/5
Gestaltung: 2/5
Schreibstil: 5/5
Preis/Leistung: 4/5

Verfasst am: 10.10.2010

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